Samstag, 8. April 2006
Bilder
Hier sind nun also ein Paar Bilder. Einige sind kommentiert, Mauszeiger aufs Bild halten. Danke sehr fürs Fotografieren, Jacob und Trung!! Meine analogen Bilder werde dich nicht mehr online stellen, für einen Eindruck reicht es schließlich auch so.



Hanoi

Trungs Lieblingsgarküche

Neben dem Literaturtempel

Im Literaturtempel

Kaffeepause

Hoan Kim See im Zentrum

Im Old Quater (36 Streets)

Ethnologisches Museum

Ethnologisches Museum

Ethnologisches Museum



Hoan Kim See

Hoan Kim See

Hoan Kim See





Mr. und Mrs. Queen (Karaoke)



Irgend so ein Spinner auf der Straße




Da Nang

Blick aus dem Zug





Auf Gunnars überwachsener Terrasse

Neben Gunnars Haus ist schon fast alles abgerissen worden

Dem Gunnar ihm sein Haus, wir wissen nicht, ob's noch steht

Flug nach Saigon




Saigon









Apotheke

Freund Lurch!





Alberts Haus




Phu Quoc

Supertrung

Frühstück auf der Terasse

DIE Hochzeit





Jellyfish...























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Donnerstag, 30. März 2006
Tschuutz
Die letzten Tage sind schnell zusammengefasst: Ich hause in einem Bungalow am Strand, luemmel Dreiviertel des Tages in der Sonne oder der Haengematte rum und lese. Das letzte Viertel gehe ich mal auf die Strasse und kaufe ein oder esse oder trinke auswaerts. Kokosnuesse werden, wenn man eine frische bestellt, direkt ueber einem gepflueckt und dann gekoepft, ansonsten gibt's viel Ananas- und Bananen-Shake, Salat, Fluehlingsloellchen.

Sonntag Nacht nehme ich den Nachtbus nach Saigon, spare also eine Uebernachtung und hab dann noch Sonntag und Montag zum shoppen. Dienstag frueh geht mein Flugzeug zurueck nach Berlin, ich werde die Hauptstadt Dienstag Abend begruessen duerfen, und zwar um 2040 in Tegel (Air France aus Paris/CDG). Emma ist so lieb mich abzuholen und hat versprochen, mir ein Kaesebrot mitzubringen, fantastisch, viel anstrengender als ich dachte, gute sechs Wochen ohne Kaesebrot. Und praktisch ohne Musik, das ist noch schlimmer. Ich habe mich gerade in ein D'n'B-Internet-Radio eingeklinkt und kann vor lauter Glueck auf den Ohren kaum schreiben, mich nicht konzentrieren, herrlich..... Ich weiss schon, was ich zuhause zuerst reinmache, 'ATK' mit 'Obscure'. Oder 'Gravediggaz' mit 'Suicide'. Oder 'Mobb Deep': 'Shook Ones'. Oder vielleicht die 'Black Eyed Peas' mit 'Weekends'? Ich bin mir doch noch nicht sicher. Aber laut wird's und anschliessend gleich Elektrobratze, dass die Fetzen fliegen. Geht jemand Dienstag Abend in Berlin irgendwo tanzen? Bitte melden.

So, genug geschwelgt, danke fuers aeusserst zahlreiche Lesen, ich bin begeistert und ein wenig beschaemt.

Tschuutz,
Timon

P.s.: Bilderchen lade ich hoch, wenn ich angekommen bin. Muss mir dann erstmal einen neuen Scanner zulegen, damit ich auch die analogen Fotos (12 Flime, davon die Haelfte ueberfluessige Tempelfotos) digitalisieren kann, will ja ein Filmchen schnippelchen oder sowas, Diashow mit live oder was?.? Wer das Ding haben will, schreibe mir doch eine Mail, so ist's mir dann doch zu oeffentlich, ich mache dann einen ftp-Server mit Passwort zum Runterladen auf.

P.p.s.: Sollte es jemanden interessieren, wie man diese Reise machen und gleichzeitig einige Hundert Euro (im Vergleich zu mir) sparen kann, dem gebe ich gerne Auskunft, hinterher ist man ja immer schlauer.

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Samstag, 25. März 2006
Wo ist die Fernbedienung, wenn man sie braucht?
Liebes Klagebuch, ...

... einen muss ich noch raushauen: an meinem letzten Abend in Kambodscha war ich mit Kenneth Bombay Sapphire auf Gin und Eis trinken, da sitzen so zwei dicke alte deutsche glatzkoepfige Freier mit zwei huebschen Pros (wie sie hier genannt werden) neben uns an der Bar (*kotz*). Einer von ihnen bekommt Reis mit irgendwas serviert und dazu Chillisauce hingestellt. Er glotzt irgendwie ueberrascht und irgendwie teilnahmslos zwischen Chilli, Reis und Bedienung hin und her und fragt dann: "Ssoi?". Er bekommt eine Flasche hingehalten (Worcester Sauce) und blickt drauf: "Wortschester Soohs! Soiii?" *brech* Die Bedienung sagt der Kueche, die viel zu tun hat und was auch jeder sehen kann, daraufhin durch's Fenster in der Bar bescheid. "Soy?!?", sagt er wieder und blickt seine Lebensabschnittsgeliebte an. *wuerg* Das war mal wieder schoen abartig, my lovely mister vocal club, und keine Fernbedienung zum Zappen da.

Am naechsten Morgen hiess es wieder um halb sechs aufstehen (war ich schon dran gewoehnt, da ich nur so dem Moskitoterror entfliehen konnte) und in Kenneths Hostel mit ihm fruehstuecken. Zwei Broetchen mit Kaese, lecker! Dann verabschiedet und in den Bus nach Phnom Penh gestiegen. 300 km in 6 Stunden, immer diese Pausen. In PP angekommen, wollte ich moeglichst schnell weiter (so hot finde ich die Stadt nicht), und ein Hostelbesitzer hat mir den Tip gegeben, dass man mti einem shared taxi bis an die Grenze fahren koennte. Geld geholt und zum Taxistand tuktuken lassen. Dort schmissen sich dann die Taxifahrer wie die Schmeissfliegen auf mich und mein Gepaeck, was ich mir mit etwas Gewalt wieder an mich reissen konnte (in Kambodscha bin ich viel misstrauischer als in Vietnam). 25 $ kostet eine Tour. Ah ja, ge-nau. Wie waer's denn mit 5 $, Jungs? "Oh, schwierig, geht nicht... na gut!". Manchmal hilft der daemliche Lonely Planet eben doch. Stunde gewartet, bis die Karre voll war und dann zur Grenze geduest. Unterwegs schau ich dann ploetzlich zur linken (Festland-)Seite hinuas, und was sehen meine entzuendeten Augen? TORNAAAAADOOOO!!! Naja, vielleicht eher eine Windhose, ein Wirbelsturm oder laut Wiki wohl am ehesten ein Staubteufel. Alles dunkel links, rechts normal, Regen setzt ein, Menschen fliehen von den Feldern mit ihren Koerben auf den Koepfen und anscheinend nicht weit entfernt: der Staubteufel. Sah gewaltig aus, die Mitfahrer konnten ihre Blicke auch nicht mehr von ihm abwenden und redeten ganz aufgeregt. Der Wind kam volle Pulle von vorn, spaeter dann von links, Blitze zucken, rechts von uns immer noch tolles Wetter. Na super, ich hatte mich auf gut Glueck auf die Reise begeben, wusste ueberhaupt nicht, ob die Grenze noch offen ist (die einen sagen bis 1700, die Taximenschen bis 2100), und nun auch noch der Sturm. Gluecklicherweise hatten wir noch ein gutes Stueck zu fahren es hatte aufgehoert zu stuermen, als ich an der Grenze ankam. Zu Fuss dann ruebergelaufen und auf der vietnamesischen Seite stand da so ein Paerchen vor mir am Schalter. Ich habe sie gefragt, ob sie auch nach HCMC wollen und wie sie denn fahren wuerden. "Mit meinem Auto, willste mit?" So, dann durfte ich den Strassenverkehr einmal ganz anders erleben. Juy (er) besitzt einen wunderbar gepimpten Gelaendewagen, mit Spoilern und allem Pipapo. Er war mit seiner Geliebten (wie sich spaeter rausstellte) Tuai vier Tage in PP im Casino, die sind in HCMC verboten. Er ist Geschaeftsmann und brauchte einfach Urlaub. Unterwegs haben sie mich dann noch zum Essen eingeladen, verdammt leckeres Restaurant, Tuai hat immerzu frische Fruehlingsrollen fuer uns gerollt. Ich schaetze, wir haben zu dritt ungelogen an die 20 Liter Gruenzeug verputzt, ich hatte ja immer noch nichts ausser der Broetchen um 0600 gegessen, war alles etwas hektisch bis dahin. Jedenfalls war es sehr schoen mit zwei so gastfreundlichen Menschen zusammenzusein und obendrein cheffig und erhaben im Jeep zu reisen. Ich habe mich gewundert, warum er so kriecht auf der Strasse, dabei fuhren wir 100, was sehr schnell ist fuer die Strassen hier, mein hiesiger Rekord auf jeden Fall, tolles Auto. Ich sollte bei ihm (und seiner Frau und seinen Kindern) schlafen, aber ich fand, sie hatten schon genug fuer mich getan, und so bat ich ihn, mich auf der Backpacker-Meile rauszuschmeissen. Dort habe ich mri dann ein Ticket nach Mui Ne (Sandduenen, Strand, Surfboards) gebucht und habe uebernachtet.

Heute hier angekommen und es sind erschreckend viele Deutsche in der Gegend. Werde versuchen, undercover zu bleiben und meine letzten zehn Tage hier geniessen ohne viel Quatschen. Vielleicht fahre ich mal mit einem Bike in die Duenen und haenge da ab, meditiere oder wandere oder so und entspanne mich, wer weiss, wann ich das naechste Mal wochenlang keine Socken anziehen werde. Also schoen chillen und nicht jeden Tag internetzen wie ein Doofer, das nimmt schon langsam heimische Ausmasse an. Mails sind aber weiter herzlich wilkommen, klaro, und falls mir jemand in der Zeit, in der ich in Kambodscha war, eine SMS geschickt hat: die sind alle verschutt gegangen, wie ich jetzt weiss.

Winkewinke.

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Mittwoch, 22. März 2006
Der Arabella-Effekt
Als wir heute morgen mit dem Tuktuk zu den Tempeln gefahren sind, hat uns ein Bulle beim Linksabbiegen rausgewunken, obwohl eigentlich alles korrekt war, die Kreuzung war nur voelleig ueberfuellt und die, die von links kamen und nach links wollten, haben gedraengelt. Kann man sihc das vorstellen? Wie auch immer. Der Lonely Planet Kambodscha, der raubkopiert 2 $ statt 22 $ kostet, sagt, dass die wirklichen Verbrecher im Lande die Cops sind. Recht hamse da, eine Farce, die Jungs hier. Rausgewunken, mit dem Fahrer hinter eine Ecke gegangen und Schwarzgeld kassiert. Der Fahrer sollte an uns fuer den ganzen Tag 8 $ verdienen und musste davon praktisch 3 Kroeten abdruecken ("Vietnam police is so bad, they're so bad", sagte er immer wieder). Der tat mir so leid, dass ich ihm beim ersten Tempel die 3 doofen Dollar gegeben hab, dachte, er koenne sich vielleicht keine Suppe oder kein Wasser kaufen, waehrend wir unterwegs sind. Hat der Augen gemacht, Wahnsinn.
Endlich war es mal bewoeklt, man musste nicht schon um 0900 dahinschmilzen, und wir kommen an einem Tempel an. Da hingen dann ein 'Bishop' und ein Paar seiner (ich nenne sie mal) Juenger ab und sammelten Geld fuer Waisenkinder, behinderte Kinder etc., die haben uns einen Zellel mti wichtigem Stempel gezeigt und auf den Kindergarten oder die Schule einige Meter weiter gezeigt. Als wir dann jeder 10 $ gespendet haben, sind die fast auf die Knie gefallen alle, war irgendwie auch unangenehm, aber bei den vielen Belltern hier weiss mn nicht, wem man geben soll und wer nur bettelanschaffen geht oder wer fuer Sniffer-Klebstoff sammelt (sind richtig viele Kids in den Strassen). Zwei gute Taten, heute waere ich kurz mal in den Himmel gekommen vielleicht. Kenneth natuerlich auch. Als wir dann zurueck beim Wagen waren, hatte unser Fahrer uns zum Dank Palmenfruechte gekauft, so geschaelt und in einer Plastiktuete, wie hier nahezu alles verscheuert wird, auch Saefte. Die Freuchte haben wie ausgelutschter Sellerie geschmeckt und hatten eine Konsistenz wie Litschis. Im naechsten Tempel haben wir die Dinger dann heimlich entsorgt. Naechster Tempel: vorne sitzen zwei Polizisten, kommt oefter vor, wir gehen rein, drinnen auch Polizisten. Der eine fragt mich, ob ich seine Muetze haben will. Noenoe, denke ich mir und sage es auch. Ich soll mal herkommen. Okay, Mist. Ich soll mal auf seine Polizeimarke gucken und ihm sagen, wieviel ich ihm dafuer gebe. Haeaeae? Haelt der mir sein abgebrabbeltes Abzeichen hin und will Geld von mir. Entweder das war kein Bulle und die Marke falsch oder doch und dann haetten mich die draussen geschnappt und ich haette blechen muessen wegen Amtsanmassung oder was? Himmeloaschundzwirn. Ich hab dankend abgelehnt. Im naechsten Tempel verfolgte die Polizei dann ein kleines Maedel, das Zeug in den Tempeln verkauft hat. Davon gibt's hunderte oder tausende, und alle, auch die legalen an den Staenden, rufen immer und immer und immer wieder ziemlich laut und im exakt selben Tonfall: 'Hello siiiir, want a cold driiiink? Hello mister, want wateeer? Want to eaeaeat? Need battery or fiiiiilm? Want to buy postcaaaard?' Habe noch nie so oft und so schnell 'No, thank You' gesagt. Die neue Strategie ist, den Leuten was von uns anzubieten oder die Kiddies zum Beispiel zu fragen, welche Farbe ihr Haus hat. Das geht wunderbar, die sind erstmal perplex oder lachen und stellen ihre gleiche Frage nicht ein elftes Mal. Im naechsten Tempel, dem wirklich huebschen und sich vom Rest abhebenden Frauentempel, haben wir dann die laut Planet giftigste Schlange der Region gesehen, die Haluman-Schlange. Gestern bin ich beinahe in eine 15 bis 20 cm grosse Spinne, die so in ihrem Netz hing, reingelaufen, Kenneth sei Dank nicht, der hat mich am Rucksack gezupft. Soviel zur Tierwelt.

Ich bin oft arg genervt, wenn ich Touristen mit Einheimischen kommunizieren sehe. Die meisten, die kacke sind, sind echte Klischeetouris, dick, weiss-rot, haesslich und laut, koennen nach einem Monat im Land noch immer nicht 'ja', 'nein', 'danke', und 'bitte' in der Landessprache sagen, aber haben einen Tonfall drauf, das geht auf keine Kuhhaut, echt zum Kotzen. Und die Locals bleiben natuerlich immer schoen freundlich, die haben halt Hunger. Ich bekomme hier immer mal wieder dieses Arabella-Kiesbauer-Gefuehl: als das losging mit den Talkshows habe ich mich zum ersten Mal so sehr fuer die Menschen im TV geschaemt, dass ich einfach umschalten musste in manchen Situationen, selbst wenn ich alleine geglotzt hab. Kennt wohl jeder, ganz komisches Ding. Die Touri-Freaks jedenfalls werden wohl nie verstehen, dass Laecheln international ist und dass man damit sehr viel erreichen kann, plus Haende, Fuesse, Gesicht, alles eben. Ich versuche meistens nicht auf englisch zu bestellen, wenn die Karte nicht auf englisch ist, sondern wenn ich z.B. Milch zu meinem Tee moechte, dann halte ich mir die Zeigefinger an die Stirn, mache 'Muuuh!' und zeige dann in den Tee. Manchmal muss ich vormachen, wie man melkt, Luftkuhmelken sozusagen. Aber es klappt ganz toll, die Leute lachen, einige setzen sich zu einem und quatschen einen voll, keiner versteht was, na und?

Ueber das sex business habe ich mich scho ausgekotzt, oder? Haengt natuerlich auch in erster Linie mit Aussengelaendern zusammen. Genug gemault.

Ach so, unseren lieben Tuktukfahrer haben wir auf dem Rueckweg nach einem Restaurant mit Hundefleisch auf der Karte gefragt. Da hat er uns dann rausgeworfen und hey, das hatte ich mir wirklich anders vorgestellt. Das Hundefleisch schwarzbraun, zaeh, monsterfettig, voller Knochen, die Haut tierisch hart, ich dacht, ich brech mir 'nen Zahn ab. Ich hab vielleicht ein Drittel geschafft, dann war die Ekelgrenze erreicht, trotz meines Baerenhungers. Das Fleisch selbst war okay, aber die Zubereitung... es gab nicht mal Reis dazu. Vor dem Restaurant lag ein Hund. "Let's take the dog in a doggy bag and give it to the dog on the street", sagte Kenneth. Haben wir dann aber nicht gemacht. Eben ist eine SMS von ihm gekommen, er hat Lurchfall und das Biertrinken heute Abend entfaellt. Die Zikaden habe soeben wieder auf Kommando angefangen zu surren, Zeit fuer einen Nachtisch und ein Paar Seiten Buch lesen.

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Waffengeiler Zivi
In Phnom Penh habe ich mir mit Kenneth die Killing Fields angeschaut. Das ist eine zum Grossteil ausgehobene Massengraebersammlung, Monsieur Pot hat anscheinend persoenlich mitgeholfen, tausende von Intellektuellen, Aerzten und diversen anderen Ungleichgesinnten, aber auch Kinder und Frauen, umzubringen. Unser Guide hat ziemlich ausfuehrlich berichtet, wie die Menschen getoetet wurden, ganz schoen eklig. In der Mitte der Gedenkstaette steht ein hoher Glassturm mit 8000 Schaedeln, Gebeinen und zerfetzter Kleidung.
Jeder Tuktuk-Fahrer in der Stadt will einem die Tour zu den Killing Fields andrehen, aber wie Kenneth schon sagte: 'So interessant war's ja nun auch wieder nicht, ein bisschen wenig Erklaerungen, nur das grasbewachsene Feld und der Turm...'. Und wie wir seit Otto wissen: Daenen luegen nicht. (Kenneth ist Daene, schrob ich das schon?)
Also Kontrastprogramm: Ab auf die Shooting Range. Auf einem Militaergelaende ist ein privater Schiessstand aufgebaut. Da kann man fuer viel Geld alle moeglichen Feuerwaffen ausprobieren und auf boese dreinschauende Papiergangster ballern. Ich habe mich zunaechst fuer die leichte Kost entschieden, eine 22mm Pistole 'MZ irgendwas'. Dann konnte ich mir die Kalaschnikow nicht verkneifen, Einzel- und Dauerfeuer. Und dann - als alle inklusive mir ihre Rucksaecke schon wieder auf hatten und los wollten - musste ich doch nochmal die Pump Gun ausprobieren, Geduld Herrschften, das hier ist sehr wichtig. Naja, Spass gemacht hat's allemal, nur hat sich's ziemlich plastikmaessig unecht angefuehlt. Ich dachte, der Rueckschlag haut mich um, aber nix is. Und wirklich laut war nur die AK47. Meine Gangster haben ziemlich viele schmerzhafte Bauchschuesse hinnehmen muessen, sind aber tapfer stehengeblieben. Habe die Papierblaetter natuerlich im Gepaeck. Ach ja, Kostenpunkt: 37 $, alter Falter, fuer so ein bisschen Quatsch. Mama, ich brauch mehr Geld. :o)
Am naechsten Morgen bin ich dann aus Phnom Penh abgehauen. Ist eine ziemlich tote Stadt, dafuer dass es die groesste ist in Kambodscha. Am Wochenende sind die meisten Laeden schon um 2300 zu. Jetzt sitze ich gerade in Siem Reap, der Stadt suedlich von Angkor. Mein Zimmer kostet 3 $, dafuer gibt's weder Bettdecke noch Klimaanlage noch Moskitonetz noch Klopapier. Dafuer billig und recht ruhig mal zur Abwechslung, bis auf die Karaokebar nebenan, die macht allerdings schon um 2400 Feierabend. Gestern habe ich mit Kenneth Angkor Wat, Thom und wie sie nicht alle heissen, besichtigt. Bei 40 Grad im Schatten und Windstille. Trief. Ist schon toll, keine Frage, habe 100 Fotos gemacht, voellig uebertrieben, werde mich heute zuegeln. A propos Fotos: Katha, ich kann von hier aus nichts in den Blog hochladen, weil die erstens fast nie DVD-ROMs haben und zweitens muesste ich die Fotos 'schlechter aufloesen' oder wie auch immer man das nennen soll, runtersamplen oder was? Die sind zu gross jedenfalls. Also mache ich das, wenn ich zuhause bin, versprechomat.
Jetzt reisse ich mir zum Fruehstueck wieder ein Huhn auf der Strasse, wie jeden morgen, freilaufend ist gesund, heisst es doch. Man bekommt hier so coole SARS-Infozettel in die Hand, wenn man ins Land reist, aber das hat ja mit den Huehnern nichts zu tun.
Mir ist zu Ohren gekommen, dass das Wetter wieder okay sei in Doidschlaend, sehr schoen, dann traue ich mich auch wieder zurueck, keine Horrormeldungen mehr wie '-10 Grad in HH' und so.
Ave.

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Samstag, 18. März 2006
Holla, dem Waldfuchs
Erst mit'm Speedboat rueber ans Festland heizen. Der Seegang laesst keine Fotos zu! Verdammt! Und zum Glueck. Ankunft in Rach Gia.
Dann innen Bus, trotz Verhandelns den 5-fachen Preis fuer den Minibus zahlen; danke lieber Hotelmanager, der du mir den Moto-Mann mit Timon-Schild vermittelt hast. Haelt Schild hoch, nicke ihm zu, er: ein ganz lieber Schuechterner, traut sich nicht, gegen die beiden Fahrer, die meine zwei Mitreisenden Johannes und Kathrin fahren, anzuwettern, und wir werden zu einer schaebigen privaten Bus-Agentur gebracht. Okay, jeder zahlt 100.000, regnet schliesslich und wird bald dunkel.
Braucht der lange! Wir waeren schon laengst da gewesen mit einem Oeffentlichen!
Angekommen - falsche Stadt! (Touren mit dem Boot zur kambodschanischen Grenze (Vinh Xuong) kosten ab hier 150 $ fuer drei Personen). Shit, na dann eben erstmal ins Hotel und morgen weiter. Die letzten 7 km sollten wir kostenlos mit drei angeblich befreundeten moto drivern mitgenommen werden. Kommen an der Uebergabestelle an: Bus weg - Fahrer wollen Geld. Zuviel Geld. Sind doch schon bezahlt! Keiner glaubt, keiner versteht, aber einer sackt geschickt 30000 Dong ein. Taxi billiger.
'Her mit der Taxi-Telefonnummer!'.
*waehl*
*bestell*
*wart*
*Taxi kommt nicht*
*Fahrer nerven rum*
Kiddies, die hier alle total suess sind, hangeln an mir herum, Klimmzuege, Abklatschen, Namen auf die Hand schreiben. Muddern spricht ein Machtwort, Ruhe im Karton.
*Dorfjugend schubst sich demonstrativ rum*
*Taxi kommt*
'In die Stadt, bidde'.
*fahr hin*
*komm an*
Einziges offenes Hotel nimmt 10 $ p.P.. Einzige Touri-Aliens im gangzen Dorf (Vinh Long, 20.000 Einwohner). Einzigartig. Ein Zicklein vor der Tuer. Naja.

Eben aufgewacht. Raus (nicht Reis), Bananen, chinesische Aepfel und Kokoskekse fuer die Reise ((Sg.); Pl.: Reisen) kaufen. Auf dem Markt spricht mich eine kleine, zerknautschte Oma auf Franzoesisch an. Ob ich sie versehe. Ja, tue ich. Sie: Tochter einer franzoesischen Mutter und eines Vietnamesischen Vaters. Hat in Saigon damals Franzoesisch unterrichtet. Besucht hier in Vinh Long Tochter und Schwester. Ob sie wisse, wo die Busstatioen waere (wusste ich eigentlich schon).
'Ich fuehre Euch hin'.
Sie moechte ein Foto mit uns machen, als wir unser Gepaeck am Hotel holen. Aber gerne doch.
Eine schoene Fototasche haette ich.
'Ja, die ist noch vom Kajakfahren, wasserdicht und gegen Staub...'
'Ich weiss', sagt sie, 'ich weiss alles'. Sie wusste wirklich alles.
Sie zieht mich am Daumen durch die Stadt, setzt uns in den Bus, besorgt das Ticket. Bringt mir das Wechselgeld, schnackt sich in den Bart, laechelt und nimmt mir 10.000 aus der Hand und verschwindet. Das war's aber holla, dem Waldfuchs, wert. War die niedlich.
Fuer 50.000 die dreifache Strecke von gestern gefahren. Mit umsteigen und mit OEPNV. Eigentlich nicht -mitteln, sondern -bussen. Egal.
In Chao Doc an der Grenze zu Kambodscha angekommen. Hotel. 0600 aufstehen. Mit Boot ueber die Grenze nach Phnom Penh fahren. Soll 8 Stuenden dauern. Dauert zwoelf, davon drei an der Grenze. Warten.
Unterwegs Fotos noch und noecher gemacht, muss ja jetzt immer meine Kamera benutzen, weil alleine und so.
Abends im Hotel Phnom Penh. Ist heute nicht St. Patrick's Day? Ab in den Irish Pub. Nur zwei Englaender von der Ueberfahrt da, ansonsten praktisch leer der Laden. Jichael Macksons Best of rauf und runter. Bizarr. Schnell nach Hause.

Mit Kenneth, meinem Zimmerkumpanen, ging ich heute Burger fruehstueckern, der MacDreck-Verschnitt hatte gestern um 2200 geschlossen (Freitag!), wir kamen um 2204 an. Hier maht alles frueh zu irgendwie. Dann die ganze Stadt zu Fuss begehen. Architektur ein bisschen franzoesischer, viele buddhistische Tempel und Skulptueren, alles in US$ zahlen. Kameramitnahme in der Silver Pagoda kostet 2 $ extra.
Nicht nur, moto-moto-, bum-bum-Dienste und Lebensmittel werden auf der abgepriesen, eine 'Good gun!' ist auch schon mal dabei. Auf dem Hotelschild des 'Lucky Hotel' steht: "short time: 5 $. full night: 10 $". Hier heisst alles mit 'lucky' oder 'happy'. Zwischendurch lassen wir uns von blinden ausgebildeten Masseuren massieren. Das war wundervoll, "Seeing Hands" heissen die, die Einnahmen kommen Behinderten zu Gute, ein Muss in Phnom Penh, wie ich nun finde, absolut zu empfehlen!
Heute 36 Grad, uebermorgen schon 41?

Morgen die Massengraeber besuchen und danach auf die 'shooting range'. Eine eine gute Reihenfolge? Ich bin mir nicht sicher. Bei Saigon wurde die range geschlossen. Einer soll 10 Schuss gekauft, damit neun Leute und dann sich selber erschossen haben. Eine Backpacker-urban-legend? Wahrscheinlich.

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Montag, 13. März 2006
Weiter geht's
Was fuer ein Blog-Bombardement.

Uebermorgen fliegt Trung nach HCMC, um von dort aus wieder in die eiskalte Heimat (?) zu fliegen. Hamburg ist die schoenste Stadt der Welt, der Weeelt, der Weeelt! Jacob macht noch einen Abstecher nach Mui Ne und Dalat, Sandduenen Strand, Meer. Unsere Nudisten-WG loest sich also auf. Und ich? Ich glaube, ich fahre mit dem Schiff hoch nach Phnom Penh und von da aus per Bus nach Angkor. Habe Lust auf Tempel, Affen und den Roten Fluss. Habe mich gerade an die Insel hier gewoehnt, sonnen, lesen, abhaengen und futtern, was das Zeug haelt. Uebermorgen ist Schluss mit Kindern, die einem ein "Hello!" entgegenbruellen, wenn man an ihnen vorbeifaehrt. Keine Kuehe mehr, die alleine oder im Team spazieren gehen, wo es ihnen gerade passt. Keine Koeter, die mit ihrer Schnauze 10 cm von der Fahrrinne fuer Mopeds (meist am Wegrand) entfernt rumluemmeln und so tun, als waere nichts gewesen, wenn man mit 50 Sachen an denen vorbeibrettert und sie komplett einstaubt. Keine roten Sand- und Steinpisten mehr, die australischer aussehen als die australischen (neben mir sitzt eine Australierin). Kein nackig baden mehr und dabei Angst vor Pullizei haben.

Oder doch? Man weiss es nicht.

Gibt also vielleicht laenger nix mehr von mir zu hoeren, macht wahrscheinlich niemandem etwas aus, ich hatte auch nie richtig Lust, Reisebloggs zu lesen, meist erst, wenn der- oder diejenige wieder zuhause war.

Ahoj, seid treu. Und lest 'Die unertraegliche Leichtigkeit des Seins'. Ein Traum.

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Sonntag, 12. März 2006
Lassen sie mich durch, ich bin Lurch, ich muss nach Brandenburch !!
Lurch war gestern das Wort des Tages. Diese kleinen Dinger sind UEBERALL und schreien so wie Voegel zwitschern.

Der gestrige Tag begann mit einem Wolkenbruch um 0700 morgens. Wir hatten geplant, mit zwei Bikes die Insel zu erkunden und ein Paar neue Straende zu geniessen. Nachdem sich der Regen in windeseile verzogen hatte, konnten wir (engegen meiner Vermutung) doch losbrettern, der vorangegangene Regen erwies sich als hilfreich, weil die roten Sandpisten nicht mehr so stark staubten. Allerdings nur waehrend der ersten Stunde, danach war wieder alles trocken fuer den Rest des Tages. Trung mit Jacob und ich mit Rucksack im Gepaeck fuhren also los, ueber Stock und Stein, immer moeglichst nah an der Kueste entlang. Hier gibt es keine Friedhoefe, stattdessen stehen links und rechts an den Strassen Graeber, die teureren ueberirdisch, die einfacheren unterirdisch und mit kleinem Grabstein, allesamt in hellblau, rot und gelb gehalten (die Farben der Fischer(boote)) und stets zum Meer ausgerichtet. Nach einer guten Stunde kamen wir an einer Hochzeit vorbei, und die Gaeste und das Brautpaar winkten uns zu und luden uns zu sich ein. Diese Gelgenheit wollten wir uns nicht entgehen lassen, wobei wir schon ahnten, was uns bluehen wuerde, hicks. Aus grossen Boxen droehnte technoide Musik, die Tische fuellten sich gerade mit Gaesten, die vom Brautpaar an der Tuer begruesst wurden. Also gingen wir hinein, gaben allen moeglichen Leuten die Hand und setzten uns an einen Tisch, den man uns zuwies. Nach ein Paar Minuten kam der Vater der Braut (vermutlich jedenfalls) zu uns und sagte, wir sollten uns an den "Ehetisch" mit den wichtigen Gaesten setzen. Warum nicht? Dort sassen wir also rum, wurnde die ganze Zeit umarmt und vollgequatscht, obwohl nur Trung etwas verstand und nicht alles auf einmal uebersetzen konnte. Das war aber egal, die meisten hatten schon eine Fahne (wir erinnern uns, es ist 0900 morgens) und fraten immerzu, ob wir Spass haetten, ob das Essen schmecke und ob wir uns gut fuehlten. Aber sicher, danke, danke, danke. Dann kam ein bestimmt 85-jaehriger Opi mit einer geheimnisvollen Flasche in der einen und einem kurzen Glas in der anderen Hand zu unserem Tisch und fing an, sein selbstgebrautes Zeug auszuschenken. Um das ganze hier nicht unnoetig in die Laenge zu ziehen: es wurden mehr und mehr Schnaepse, die wie hardcore Reisschnaps mit irgendeiner Saeure drin schmeckten (ein weisses Salz, das auf den Schleimhaeuten prickelte), und nach einer dreiviertel Stunde konnten wir den Garten des Gasthofs nach einigem Entsetzen und zwei obligatorischen Abschiedsschnaepsen verlassen ("Einen koennen wir noch, Herr Roehrich, einen koennen wir noch...").

Wenn man sich bewegt, merkt man ja erst, wie gut oder schlecht es mit der eigenen Koordination steht. So setzten wir uns auf die Mopeds und fuhren im Schneckentempo in den naechsten Ort, um uns von der Hochzeit zu erholen. Dort in der Eckkneipe waren wir mal wieder d i e Attraktion, wie drei Auslaender in Ostdeutschland vor 15 Jahren. Trung musste einige Jungs aus der Eckkneipe noch zum Armdruecken herausfordern und dann ging's endlich weiter, auf der Suche nach langen Traumstraenden zum Chillen.

Die naechste Station war dann ein 200 m langer Steg, an dessen Ende zwei Yachten ankerten. Raufgebrettert, ins Meer geklettert, Kopf gekuehlt. Ein grauhaariger Mann, der auf der Yacht mit einer jungen Frau flirtete und englisch sprach, warnte uns davor, zu springen, es sei nicht tief genug. Einmal drin zogen Trung und ich ein Paar Runden und kletterten wieder hinaus. Als wir dann von oben ins Wasser blickten, sahen wir, wie viele haessliche, fette Quallen dort herumtrieben. Glueck gehabt, keine beruehrt. Der Kapitaen, der mittlerweile abgelegt hatte und hinter der Bucht verschwand, hatte uns wohl davor gewarnt, aber ich hatte nichts gehoert und den anderen beiden war's wohl egal. Ab mit'm nassen Arsch auf den heissen Sattel und weiter.

Die naechste Station (abgesehen von einer Mahlzeit am Strassenrand im nirgendwo) war dann das noerdlich Ende von Phu Quoc. Von hier aus konnte man Kambodscha und thailaendlische Inseln sehen, die Sicht war fantastisch. Keine 15 km weit, sah aus, als koennte man rueberschwimmen oder durchwaten, das Wasser wird an kaum einer Stelle richtig tief. In Inselnaehe, meine ich. Schliesslich, nach sechs, sieben Stunden Fahrt hatten wir einen Strand gefunden, an dem wir ein bisschen entspannen konnten. Einige Jugendliche hingen dort in Haengematten ab, kicherten staendig und hoerten Musik aus'm Handy. Wir spielten waehrenddessen Unterwasser-Liederbruellen-und-raten, macht richtig Laune. Nachdem mich irgendetwas in den Zeh gepiekst hat (Trung hat den Stachel herausgeholt und Jacob sagte, ich solle nochmal dran saugen, woraufhin ich zum ersten mal an meinem Zeh gesaugt hab, dachte, ich koennte das nicht, rein dehnungstechnisch. Angst hilft manchmal.), haben wir das Wasser wieder verlassen. Trung wollte noch schnell seine Beine suesswasserduschen, verwechselte aber leider, wie sich spaeter Dank Jacobs Klobesuch herausstellte, den Suesswasserbottich mit einem Pissoir. Aber Urin ist ja Steril. Wie dem auch sei, die eingesperrten und angeleinten Aeffchen ueberall sahen so traurig aus, dass wir diesen Ort nicht weiter unterstuetzen wollten und uns wieder auf die Reise machten.

Mittlerweile war es gegen fuenf Uhr und wir wollten noch ein bisschen im Dschungel spazieren gehen. Es daemmerte langsam und kaum jemand war mehr auf den Strassen unterwegs. Dann fanden wir einen Eingang in den Urwald und gingen hinein. An Anti-Muecken_zeug hatten wir nicht gedacht, also hiess es, schnell gehen und Augen offen halten. Das war definitif der lauteste Wald, den ich je gehoert habe, alter Falter. Ueberall zirpte, zischte und schrie es, irgendwelche Viecher machten einen ohrenbetaeubenden, nahezu konstanten hohen Quasisinuston, den ich verdammt gerne aufgenommen haette. Jacob musste mal fuer grosse Koenigstiger und Trung und ich sind weiter in den Wald hinein. Das war auf jeden Fall ein Zauberwald, Pilze, Spinnen, Lurche, Schmetterlinge, alles moegliche eben, was so kreucht und fleucht, begegnete uns dabei. Jacob, der mittlerweile wieder bei den Bikes war, hat sogar zwei Affen gesehen. Wir nicht, dafuer hatten wir das Gefuehl, uns verlaufen zu haben, haetten wir doch mal Brotkrumen gestreut. Wir fanden aber noch rechtzeitig bei Tageslicht wieder hinaus (okay, so dramatisch knapp war's nun auch wieder nicht, klingt aber gut) und machten uns auf die Heimreise, immerhin noch gtue 40 km.

Der Rest war dann nicht mehr so spektakulaer, die erste halbe Stunde tuckerten wir so dahin, ganz in Jacobs Sinn, der unseren Fahrstil hasst, und hielten nach Affen Ausschau. Keine da. Aber dafuer schwarze Eichhoernchen mit weissen Puschelschwaenzen und Kroetenwanderungskroeten und anderes lustiges Getier. Dann fuhren wir ganz normal nach Hause, etwas froestelnd (auf den Waldstrassen) und mit O-Beinen. Alle hatten und haben einen ordentlich schmerzenden Allerwertesten, immerhin haben wir locker 200 km auf schrottigen Kisten und Pisten zurueckgelegt, keiner weiss genau, wie viel, weil die Tachos hier nie funktionieren. Gegen den gemeinsamen stechenden Kater verschlangen wir dann noch Fisch, Nudeln, Reis, Salat und Seafood und taumelten erschoepft um 2230 in die Falle. Voellig fertig, von Erholung keine Spur, aber: geiler Tag.

Wahrscheinlich findet's keiner witzig, ich schon:

Verflixt und zugelurcht.
Reden ist Silber, schweigen ist Lurch.
Ich zieh' jetzt einen Lurch.
Der Apfel faellt nicht weit vom Lurch.
Ihr habt Lurchfall und ich nicht! (der raecht sich noch, heisst ja nicht umsonst M.'s Rache)
Ein Lurch kommt selten allein
und
Ein Lurch fuer alle Faelle.

So, wir koennen darueber lachen. Macht's gut alle! Ich mach' heute Nacht Lurch.

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Freitag, 10. März 2006
Kambodscha oder Suedvietnam oder was?
Wir haengen hier auf der kleinen Insel und geniessen taeglich Seafood in allen Variationen. Die Sonne braet einen gnadenlos und gestern haben wir es sogar hinbekommen, uns alle drei einen Sonnenbrand zuzuziehen, aber Hallo. Drum heute T-shirt und Schatten. Abends immer Billard spielen (9er, nicht Pool) oder mit Freundinnen von Trung labern. Barbara (Schweizerin) hat seit vorgestern Nacht Schuettelfrost, Fieber, Durchfall und schlaeft immerzu, aber will von Thermometer oder Medikamenten nix wissen. Mutig, mutig.

Morgen machen wir eine Tour ueber die Insel, ich muss mir endlich mal eine Sonnenbrille kaufen, damit ich die Fresse nicht immer so verziehe beim Motorradfahren und jedes zweite Insekt mit den Augen fange.

Danach weiss ich ueberhaupt noch nicht, was kommt. Ich habe am meisten Lust auf Angkor. Am liebsten wuerde ich mit dem Boot den Mekong hochschippern und dann vielleicht die Freunde von Toni in Angkor kurz besuchen und mir die Tempel per Fahrrad anschauen. (Nie vom Weg abkommen, ich weiss.)

Eine andere Option ist, meinen Fluch (nochmal) umzubuchen und wieder gen Norden zu ziehen und dort vielleicht eine Motorradtour Richtung (oder in?) China zu machen. Ich schaue mir gleich mal das Wetter da oben an, hatte das mit der chinesischen Grenze schon am Anfang vor, aber da hat's ja immer geregnet, und ohne Regenzeug stundenlang auf'm Bike - och noe.

Entscheide mich eh erst in ein Paar Sonnenbraenden, lieber spontan und so. Die Reiserei Riochtung Kambodscha ist sehr erschwinglich, wenn man dem einsamen Planeten ausnahmsweise mal glauben darf.

So, jetzt erstmal private Mails schreiben und ein Teechen trinken.

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Dienstag, 7. März 2006
Xin chao!
Schönen guten Tag meine Damen und Herren,


ich will mal kurz aufschreiben, wo ich bis jetzt gewesen bin und was ich ungefähr getrieben habe. Ist ein bisschen schwer die letzten zwei Wochen nachzuholen, hab’s nicht auf die Reihe bekommen, regelmäßig kurze Einträge zu verfassen. Außerdem dachte ich, ich würde mich nicht großartig melden, aber ich will wenigstens die Route und das Wichtigste umreißen, damit ich zuhause dann nicht alles 15 Mal erzählen muss. ;o)

Ich fange am besten mit dem Anfang an (O. Waalkes): dem Hinflug. Nach einem ziemlich entzügelten Abschiedsabend mit Emma, Jan, Antony und Toni in der Marabubar hatte ich, als ich dann zuhause war, noch eine Stunde Zeit, bevor mein Wecker klingeln sollte. Habe dann den Standardfehler gemacht mich trotzdem hinzulegen. Drei Wecker sollten nicht ausreichen, um mich zu wach zu bekommen, erst der Taxifahrer, den Emma zu mir bestellt hat, hat es geschafft, mich mit meiner fiesen Klingel zu wecken. Danke Emma! Dazu muss ich noch sagen, dass sie mir eigentlich versprochen hat, bei mir zu schlafen, weil ich wusste, dass ich völlig übermüdet und betrunken nicht wach würde. Aber als dann ein Schwall Bier auf ihrer Hose gelandet ist (Jan war’s, oder?), wollte sie unbedingt nach Hause und ich zu mir, weil ich noch zu Ende packen musste. Aber die Taximannidee hat ja prima funktioniert, alles super.

Auf dem Weg zum Flughafen wurde ich dann erstmal schön von der BVG kontrolliert. Meinen Studentenausweis habe ich zuhause liegen lassen, reise ja mit Minimalgepäck (12 kg). Aber kostet ja nur sieben Euro, wenn man das Ding nachreicht. Dumm war nur, dass meine Mobiltelefoninklusivminuten aufgebraucht waren und ich unbedingt mit den Asis telefonieren musste, um Bezahlaufschub bis April zu bekommen. Das hatte eine um 30 Euro erhöhte Telefonrechnung zur Folge („…der nächste frei werdende Mitarbeiter wird sich gleich um Sie kümmern….“). 30 + 7 sind bekanntlich 37 und normales Schwarzfahren kostet 40 Ois. Wäre echt stressfreier gewesen, wenn ich den Pennern die Kohle cash in die Hand gedrückt hätte. War mir alles aber ziemlich egal.

Mit Alkifahne und Lonely Planet saß ich dann auf meinem Platz und bin immer wieder eingeschlafen und aufgewacht. Habe kaum etwas mitbekommen stundenlang, nur kurz gegessen und geschlafen halt. Als dann Nachtruhe im Flieger angesagt war, war ich ausgeschlafen und konnte in aller Ruhe rumlaufen und lesen. Und dann habe ich über Laos den schönsten Sonnenaufgang aller Zeiten gesehen. Holla die Waldfee, sah das toll aus, all diese Farben hinter dem Erdball! (@ Annika: Hast Du meine Karte aus dem Flieger bekommen?) Ich glaube, ich habe noch nie einen Sonnenaufgang aus dem Flugzeug gesehen und die Dinger sind immer faszinierend, ich fand’s jedenfalls total schön. So, ich wollte mich eigentlich kurz fassen, klappt gerade nicht so richtig gut. Ich will nur noch kurz loswerden, dass die indischen Städte total krass aussehen nachts, orange glühend und riesig, und ich hab den Mount Everest gesehen und Bin Laden hat mir aus einer Höhle in Afghanistan zugezwinkert. Hätte nicht gedacht, dass man über Afghanistan und Iran fliegt, wobei der Iran ja nur friedliches im Sinn hat, stimmt ja.

In Hanoi gelandet haben mich Trung (jetzt weiß ich endlich, dass das <djum> ausgesprochen wird) und Jacob abgeholt und wir sind mit dem Taxi zu Trungs WG gefahren. Geiles Riesenhaus, nette Mitbewohner und Putzfrauen, die täglich kommen und das Haus unter Wasser setzen. Ach ja, ein Bild sagt mehr als zwei Worte, wir haben schon hunderte von Fotos gemacht, die werde ich aber nicht hier hochladen, sondern wenn ich wieder da bin ein Video zusammenschnippeln (Filme haben wir auch gedreht). Kann man sich dann runterladen, würde ich sagen. Würden Sie nicht, sagen Sie!
Wo waren wir? Hanoi. Hanoi hat einen umwerfenden Charme, in der Altstadt kleine Gässlein (dagegen ist das Schnoor ein Autobahnkreuz), süße Häuser (Kolonialstil-Asiamix) und lecker Essen. Ein bisschen nervig sind die Tourimassen, aber man sollte sich da nicht so sehr anstellen, wenn man selber einer ist. Doof ist nur, dass die Touriindustrie auf Dauer doch ordentlich nervt, weil man einfach keine fünf Meter gehen kann, ohne etwas angeboten zu bekommen: „Motobike? Motobike?“ – „Hello, how are you? Come into my shop!“ – „You are very handsome. Bum bum, cheap cheap!!”. Das ganze Programm eben. Am effektivsten entgeht man den permanenten Angeboten und Aufforderungen, indem man die Leute nicht anschaut, dabei fühl ich mich aber auch irgendwie schlecht. Hab mich eigentlich schon dran gewöhnt, Jacob ist immer noch oft saugenervt.

Zum Thema Essen und Hygiene: Nachdem Trung am Tag meiner Ankunft meinte, er tränke manchmal Wasser aus der Leitung, habe ich sämtliche Vorsichtsmaßnahmen über Bord geworfen. Peel it, cook it, fry it or forget it? Fuck it. Wir essen in sämtlichen Garküchen, Eiswürfel inne Cola? Immer her damit! Salat? Klaro, ist doch gesund. Das Steak medium oder well done? Das Blut muss spritzen! Okay, der letzte war gelogen, als ich im Goetheinstitut ein Steak bestellt habe, habe ich meinen Wunsch noch schnell von medium auf well done korrigiert. Das ist so ziemlich das einzige, worauf ich achte, dass das Fleisch durch ist. Fleisch gibt’s zu praktisch jeder Mahlzeit (@ Toni: Ich hab kein buddhistisches Restaurant gefunden.). Und als weitere Vorsichtsmaßnahme zieh ich mir meistens ein bisschen gelbe Chilischote rein, sauscharf (aber nur kurz), müsste alles töten, was da so im Magen rumschwimmt. Beim Hanoi-Abschiedsessen habe ich mir einen russischen Salat bestellt, der war mit Mayonnaise (Salmonellen, Huhnfieber…). Nach ein Paar Gabeln habe ich irgendwie ein schlechtes Gefühl bekommen und ihn nicht weitergegessen. Danach schnell einen vierfachen Hanoiwodka zum Abschied getrunken und der Magen war wieder ruhig.
Gegessen habe ich hier meinen ersten Frosch, einige Schneckenarten und Schlange in Snake Village in Hanoi. Das war ein echtes Happening. Mit acht Leuten aus der WG sind wir Schlange essen gegangen. Zwei Schlangen wurden aus dem Käfig geholt und bei lebendigem Leib unten aufgeschnitten. Dann haben die Köche ein Blutgefäß aufgeschnitten und das Blut in ein halb mit Reisschnaps gefülltes Glas gegossen. Anschließend wurde das Herz entfernt und in ein Schälchen gelegt (es schlug und schlug und schlug weiter). Dann wurde ein weiterer Schnitt etwas weiter unten angesetzt und die Gallenblase rausgeholt. Die Galle wurde dann in ein anderes mit Reisschnaps gefülltes Glas gegeben und der Mist vermixt. Giftgrün vs. blutrot. Blut und Galle gab’s dann am Tisch als Aperitif (in Trungs Vampirschnaps schwamm eines der Herzen) und dann so ziemlich alle Schlangenteile in allen möglichen Variationen inkl. Haut (wie Chips) und Knochen (wie Hack halb und halb). Zwischendurch haben wir geschätzte 30 Reisschnäpse mit den Gastgebern getrunken, die waren auch abgefahren: In großen Glasbottichen waren alle möglichen Tiere und Tierstückchen eingelegt, sah aus, als hätte das Zeug da schon seit 50 Jahren drin gegoren. Der Reisschnaps scheint alles abzutöten, denn da waren ganze Würmer, Käfer, Maden drin. Kuhknochen, Kobraschlangenköppe, Kobrapimmel (jaja, aber nicht lecker), Lurche, Vögel, Hoden, verschiedene ganze Schlangen, Augen, Leguane. Nur Mensch hat gefehlt, wobei wer weiß. War ein Erlebnis, einige Schlangenteile waren lecker, meine neue Leibspeise wird’s wohl nie werden. Ich freu mich schon auf Wuff und Miau.

Sehr wirr hier das alles mit der Reihenfolge, fällt mir schwer chronologisch die Eindrücke loszuwerden. Also noch einen Schritt zurück zum Thema Straßenverkehr: Auf den Straßen fahren Milliarden von Mopeds (es gibt seit 1994 keine Neuzulassungen mehr, weil es zu viele sind), viele Taxis und immer auch ein Paar Luxuskarossen. Verkehrsregeln gibt’s theoretisch auch, Ampeln, Fahrbahnmarkierungen, Einbahnstraßen etc., nur interessiert das alles kaum jemanden, die Bullen auch nicht. Man fährt, wie man halt lustig ist. Lässt sich ein bisschen mit Skifahren vergleichen: Wer von oben kommt, der muss aufpassen auf den Vordermann. So auch hier. Beim Einfädeln, Abbiegen, Ranfahren und so weiter muss man nur zusehen, dass man vor sich keinen Mist baut, hinter einem regelt sich alles wie von selber, keiner ist böse für nix. Hupen tun alle und fast immer. Die LKW-Hupen schellen richtig in den Ohren (geschätzte 130 dB(A) in 2 Metern Entfernung). In den ersten Stunden dachte ich, alle kollidieren jeden Moment auf der Straße, aber Pustkuchen, die Leute arrangieren sich. Und ich dachte, im Feierabendverkehr in Palermo zu fahren wäre krass. Haaha. Okay, genug dazu, es gibt tolle Videos (Danke, Jacob!) vom Verkehr und von uns auf Mopeds in den Straßen, bald, bald.

In Hanoi haben wir tourimäßig geshoppt, ich weniger, aber die Jacobine hat gut zugeschlagen. Ich hab mir einen Fake-Northface-Rucksack für 10 Euro gekauft, ganz nettes Teil, und einen Seidenschal. Hier ist alles erwartungsgemäß billig, Essen kostet zwischen 50 Cent und zwei, drei Euro (dann richtig edel), Bier immer unter einem Euro, meist 50 Cent, Taxifahren kilometerweit für fünf Euro und so weiter (nur Käse ist teurer als in D., weil importiert), verglichen mit Germanien vielleicht Faktor 1/5 bis 1/10. Wenn man aber ständig die Vietnamesischen Dong in Euronen umrechnet, dann ist man geneigt ein Vielfaches zu konsumieren und schwups gibt man doch eine ganze Menge Geld aus. So war und ist’s bei mir. Muss mich zügeln, oder es gibt in den letzten zwei Wochen nur noch Minutenoodles und Leitungswasser.

Als Wessi wird man hier oft angeschaut, als wär’ man ein Freak. Besonders Jacob, groß, helle Haut, rote Haare. Meine sind übrigens wieder ab, ist halt doch die beste Frisur. Ich sah nach dem Motorradfahren immer sooo Panne aus, achtziger Föhnfrisur trifft’s wohl am ehesten, da dachte ich mir vorgestern, ich lass mich von Trung beschneiden. Nu hab ich eine fleischfarbene Badekappe auf, sieht in einigen Tagen wieder okay aus, denke ich (Hoo-, Hoo-, Hoo-li-gan!). Weiße zahlen oft das Doppelte von dem Preis, den ein Vietnamese zahlen muss. Im Prinzip okay, aber manchmal zu dummdreist.

Ich komm mal wieder zur Route. Nach der Abschiedsparty von Trung und einer guten Woche Hanoi für mich haben wir den Nachtzug nach Da Nang genommen. 13 Stunden für 1000 km. Witzige Zugfahrt mit monsterviel Gepäck, wir hatten alle unterschiedliche Schlafabteile, weil wir die Tickets zu spät gebucht haben. Ich habe mit meinem Messer in der Hosentasche gepennt oder eher geruht („Das ist Pa-ra-no-iaaaaa.“, aus Human Traffic; die Menschen sind allesamt sehr nett, null stresso). Auf der Fahrt bin ich dann krank geworden, Halsschmerzen und Husten. Hab mich in der WG von Trung angesteckt, halb Hanoi hatte Schnupfen dank des Wetters. Ach ja, der Grund, warum wir die Zelte in Hanoi so abrupt abgebrochen haben, war hauptsächlich ebensolches. Fast immer Grau in Grau, Luftfeuchtigkeit bis zum Anschlag, oft Nieselregen, manchmal Regen. Davon hatten wir die Schnauze voll und sind abgedüst. Da Nang liegt etwas südlich vom Wolkenpass, der das Land in zwei Klimazonen teilt. Und faszinierenderweise haben wir das erst Mal blauen Himmel und Sonne gesehen, als wir das Gebirge passiert haben. In Da Nang haben wir Gunnar, einen Freund von Trung besucht. Gunnar lebt mit seiner schwangeren Frau Tom dort am Strand und vermietet Surfboards. Total schöne Gegend, aber es gibt ein Problem: den Sozialismus. Ich als Pole bin da weniger schockiert, kenne den Mist ja schon, scheiße isses trotzdem. Die Regierung hat das Land, das Gunnar gekauft hat, zurückgefordert. Die wollen dort irgendein Tourismusressort aufmachen, riesengroß soll es mal werden. Da glaubt zwar keiner dran, in der Planwirtschaft wird immer viel geplant und oft nichts durchgeführt oder nur angefangen hier. Jedenfalls kann man in Vietnam kein Land wirklich besitzen, auch wenn man es gekauft hat. In jedem Kaufvertrag gibt es so eine vage Klausel, die besagt, dass das Land von der Regierung (zu einem von der Regierung festgesetzten Preis) zurückgekauft werden kann, wenn es dem Wohl des Volkes dient blabla. Das bedeutet in Gunnars Fall konkret, dass er ein Zehntel von dem, was er vor zwei Jahren bezahlt hat, für „sein“ Land bekommt. Dafür bietet ihm die Regierung ein Stück völlig überteuertes Land 3 Kilometer weiter nördlich an, 400 Meter vom Strand weg, alles andere als optimal für einen Surfboardverleih. Die Regierungsfuzzis kommen regelmäßig vorbei und drohen mit dem Abriss des Hauses. Wenn Gunnar kein Ausländer wäre, dann hätten sie die beiden schon längst vertrieben. Ausländer werden hier von Polizei und Staat gut behandelt, bringen ja auch ordentlich Devisen ins Land. Ein Bulle würde niemals einem Weißen was tun, vor einiger Zeit gab’s einen Beschluss, der besagt, dass Westler nicht gedisst werden dürfen, sonst Haue vom Polizeicheffe. Naja, die Geschichte von Gunnar macht jedenfalls richtig schlechte Laune. Und seine Frau ist im fünften Monat schwanger. Dieser Tage entscheidet sich, ob die Regierung ein besseres Angebot macht oder ob Gunnars Haus dem Erdboden gleichgemacht wird, so wie bereits 90 % der Siedlung. Eine Schande ist das. Die deutsche Botschaft sagt dazu: „Warum versuchen sie, ein Leben in einem sozialistischen Land aufzubauen? Da können wir nichts machen.“ Bei Gunnar war es sehr, sehr nett, Gastfreundlichkeit wie sie im Buche steht und fantastisches Essen. Nur war ich ziemlich vergrippt, aber nach einer Aspirin-Radikalkur (zwei Tage à sechs Aspirin) waren die Gliederschmerzen verschwunden und nun schleime ich nur noch rum und knatter beim Husten, aber wie. In ein Paar Tagen ist auch das vorbei. Wir haben drei Nächte bei Gunnar verbracht und sind zweimal nach Hoi An gefahren. Hoi An ist eine Tourismusstadt, in der es praktisch nur Geschäfte mit Mitbringseln, Klamotten und Schneider gibt. Wir haben uns alle ein Paar Hemden maßschneidern (10 $ pro Hemd) lassen und ich habe mir zwei Kopien von einem Dunderdon-Kapuzenpulli, den Jacob mit hat, machen lassen (20 $ das Stück). Sind echt gut geworden die Sachen. Und da das Wetter in Da Nang zwar besser, aber nicht richtig gut war, sind wir ins Reisebüro und haben Hals über Kopf für denselben Abend drei Business-Class-Flüge nach Ho Chi Minh Stadt gebucht (waren nur 30 Euro teurer als eine 15-Stunden-Zugfahrt). Der Flug war der absolute Oberhammer. 21 Business-Plätze gab’s in der Boeing. Der Vorderplatz war so weit entfernt, dass man keine Chance hatte, die Kotztüte zu greifen, die sich hinten am Sitz befindet wie üblich, nicht mal mit den Füßen. Dafür konnte man den Sitz – elektronisch versteht sich – in alle erdenklichen versauten Positionen biegen, mhm, soo gemütlich. Wir sind schon ein wenig aufgefallen da drin. Trung hatte keine Schuhe an, ich total schmutzige Klamotten und so weiter, außerdem haben wir alle Knöpfe ausprobiert und dabei gegrinst wie Honigkuchenpferde. Leider ging der Flug nur eine Stunde. Dann waren wir in HCMC. Und sind’s immer noch. Wir sind hier bei Trungs Bruder Albert, seiner Frau Sash und Trungs zuckersüßem anderthalbjährigen Neffen Joss . Wir wohnen in einer bewachten, abgesperrten Siedlung, richtig American Dream mäßig. Vollklimatisierte Villa, 50000 Schlafzimmer, alles sauber und neu. Baguette und Käse zum Frühstück. Käse vermisse ich hier am meisten, also nicht hier, aber hier. Das war alles ein ziemliches Hin und Her und Auf und Ab. Erst die Ruhe, das Meer und die Armut bei Gunnar und Tom und dann im Superflieger erster Klasse nach HCMC, wo alles reicher und größer ist als in Hanoi, und dann in dieses Haus. Abgesehen von der Größe ist Hanoi Berlin und Saigon Hamburg. Saigon ist schicker, teurer, sauberer. Ich find Hanoi sympathischer, wobei ich ja erst seit drei Tagen in HCMC bin. Hier waren wir natürlich auch shoppen und uns die Stadt angucken. Gestern haben Didi und ich uns massieren lassen. Fußmassage für 7 $, 75 Minuten. Die Fußmassage entpuppte sich als Alles-Mögliche-Massage, aber schon hauptsächlich Füße und Beine. Das Ding ist, hier wurden vor einigen Jahren fast alle Massagesalons geschlossen, weil sie fast immer Extraleistungen angeboten haben (siehe ‚Bum Bum, cheap cheap’), die der Regierung nicht in den Kram passten. Oder nicht so offensichtlich jedenfalls. Heutzutage geht man zum Frisör. Da räkeln sich zig Ladies auf den Sesseln und haben vom Haare schneiden keinen blassen Schimmer. Die Fußmassage haben wir auch beim Frisör genossen, allerdings nebeneinander mit noch ein Paar anderen Touris in einem Hinterzimmer bei Pornomusik und süßem Tee (wahrscheinlich ohne Schlafmittel oder Scharfmacher). Die Massage war aber echt okay. Ich hab mich in Hanoi auch schon massieren lassen. War da in einem großen Hotel, von dem der Lonely Planet schreibt, es gäbe dort gute Massagen ohne Fickifickiangebote. Im Lonely Planet steht nur Mist, mal ganz im Ernst, nicht nur, dass das halt auch ein „You are very handsome. Want a massage?“(tip dabei auf’n Löris)-Laden war, sondern generell. Nicht empfehlenswert, durchgefallen.

Das geht ja wieder ewig, ich komme zum Schluss. Morgen fliegen wir nach Phu Quoc. Phu Quoc ist eine Insel am südwestlichsten Zipfel Vietnams, kurz vor Thailand gelegen. Da steigen wir im Mango Bay Hotel ab, kennt Trung schon. Schön kristallklares Wasser und Sonne tanken, nicht wahr? Einfach doof rumbeachen, lesen, Cocktails schlürfen. Das ist der Plan. Eine Woche oder 10 Tage mindestens, dann mal die Laune fragen, was geht. Ach, und tauchen! Ich will unbedingt endlich mal tauchen, nicht nur im Bremer Unisee mit Karl dem Karpfen. Ich glaub, er hieß Willi. Egal. Her mit den Korallen *knacks*, Ökotourismus? Was ist das?

Noch was: ich habe zwar mein Telefonino dabei, aber mir auch eine vietnamesische Prepaid-Karte gekauft, wenn was Wichtiges ist, kann man mich eher darüber erreichen, weil ich die ePlus-Karte immer nur kurz wegen simsen reinhaue. SMS empfangen kostet mich übrigens nichts. Die Lottozahlen: +84915590160.

Heute Nacht schauen wir Werder live.

P.s.: Moskitos lieben mich. Nur erotische Menschen werden gestochen, oder wie war das?

Bis später.

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Mittwoch, 1. März 2006
Ditt is' jetze also 'n blog, wa?
Woll'n doch mal sehen... Hier schreibt man so Zeug rein und dann können Leute das also lesen.

Test, Test, eins, zwei, drei. Check.

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