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Dienstag, 7. März 2006
Xin chao!
nomit, 17:39h
Schönen guten Tag meine Damen und Herren,
ich will mal kurz aufschreiben, wo ich bis jetzt gewesen bin und was ich ungefähr getrieben habe. Ist ein bisschen schwer die letzten zwei Wochen nachzuholen, hab’s nicht auf die Reihe bekommen, regelmäßig kurze Einträge zu verfassen. Außerdem dachte ich, ich würde mich nicht großartig melden, aber ich will wenigstens die Route und das Wichtigste umreißen, damit ich zuhause dann nicht alles 15 Mal erzählen muss. ;o)
Ich fange am besten mit dem Anfang an (O. Waalkes): dem Hinflug. Nach einem ziemlich entzügelten Abschiedsabend mit Emma, Jan, Antony und Toni in der Marabubar hatte ich, als ich dann zuhause war, noch eine Stunde Zeit, bevor mein Wecker klingeln sollte. Habe dann den Standardfehler gemacht mich trotzdem hinzulegen. Drei Wecker sollten nicht ausreichen, um mich zu wach zu bekommen, erst der Taxifahrer, den Emma zu mir bestellt hat, hat es geschafft, mich mit meiner fiesen Klingel zu wecken. Danke Emma! Dazu muss ich noch sagen, dass sie mir eigentlich versprochen hat, bei mir zu schlafen, weil ich wusste, dass ich völlig übermüdet und betrunken nicht wach würde. Aber als dann ein Schwall Bier auf ihrer Hose gelandet ist (Jan war’s, oder?), wollte sie unbedingt nach Hause und ich zu mir, weil ich noch zu Ende packen musste. Aber die Taximannidee hat ja prima funktioniert, alles super.
Auf dem Weg zum Flughafen wurde ich dann erstmal schön von der BVG kontrolliert. Meinen Studentenausweis habe ich zuhause liegen lassen, reise ja mit Minimalgepäck (12 kg). Aber kostet ja nur sieben Euro, wenn man das Ding nachreicht. Dumm war nur, dass meine Mobiltelefoninklusivminuten aufgebraucht waren und ich unbedingt mit den Asis telefonieren musste, um Bezahlaufschub bis April zu bekommen. Das hatte eine um 30 Euro erhöhte Telefonrechnung zur Folge („…der nächste frei werdende Mitarbeiter wird sich gleich um Sie kümmern….“). 30 + 7 sind bekanntlich 37 und normales Schwarzfahren kostet 40 Ois. Wäre echt stressfreier gewesen, wenn ich den Pennern die Kohle cash in die Hand gedrückt hätte. War mir alles aber ziemlich egal.
Mit Alkifahne und Lonely Planet saß ich dann auf meinem Platz und bin immer wieder eingeschlafen und aufgewacht. Habe kaum etwas mitbekommen stundenlang, nur kurz gegessen und geschlafen halt. Als dann Nachtruhe im Flieger angesagt war, war ich ausgeschlafen und konnte in aller Ruhe rumlaufen und lesen. Und dann habe ich über Laos den schönsten Sonnenaufgang aller Zeiten gesehen. Holla die Waldfee, sah das toll aus, all diese Farben hinter dem Erdball! (@ Annika: Hast Du meine Karte aus dem Flieger bekommen?) Ich glaube, ich habe noch nie einen Sonnenaufgang aus dem Flugzeug gesehen und die Dinger sind immer faszinierend, ich fand’s jedenfalls total schön. So, ich wollte mich eigentlich kurz fassen, klappt gerade nicht so richtig gut. Ich will nur noch kurz loswerden, dass die indischen Städte total krass aussehen nachts, orange glühend und riesig, und ich hab den Mount Everest gesehen und Bin Laden hat mir aus einer Höhle in Afghanistan zugezwinkert. Hätte nicht gedacht, dass man über Afghanistan und Iran fliegt, wobei der Iran ja nur friedliches im Sinn hat, stimmt ja.
In Hanoi gelandet haben mich Trung (jetzt weiß ich endlich, dass das <djum> ausgesprochen wird) und Jacob abgeholt und wir sind mit dem Taxi zu Trungs WG gefahren. Geiles Riesenhaus, nette Mitbewohner und Putzfrauen, die täglich kommen und das Haus unter Wasser setzen. Ach ja, ein Bild sagt mehr als zwei Worte, wir haben schon hunderte von Fotos gemacht, die werde ich aber nicht hier hochladen, sondern wenn ich wieder da bin ein Video zusammenschnippeln (Filme haben wir auch gedreht). Kann man sich dann runterladen, würde ich sagen. Würden Sie nicht, sagen Sie!
Wo waren wir? Hanoi. Hanoi hat einen umwerfenden Charme, in der Altstadt kleine Gässlein (dagegen ist das Schnoor ein Autobahnkreuz), süße Häuser (Kolonialstil-Asiamix) und lecker Essen. Ein bisschen nervig sind die Tourimassen, aber man sollte sich da nicht so sehr anstellen, wenn man selber einer ist. Doof ist nur, dass die Touriindustrie auf Dauer doch ordentlich nervt, weil man einfach keine fünf Meter gehen kann, ohne etwas angeboten zu bekommen: „Motobike? Motobike?“ – „Hello, how are you? Come into my shop!“ – „You are very handsome. Bum bum, cheap cheap!!”. Das ganze Programm eben. Am effektivsten entgeht man den permanenten Angeboten und Aufforderungen, indem man die Leute nicht anschaut, dabei fühl ich mich aber auch irgendwie schlecht. Hab mich eigentlich schon dran gewöhnt, Jacob ist immer noch oft saugenervt.
Zum Thema Essen und Hygiene: Nachdem Trung am Tag meiner Ankunft meinte, er tränke manchmal Wasser aus der Leitung, habe ich sämtliche Vorsichtsmaßnahmen über Bord geworfen. Peel it, cook it, fry it or forget it? Fuck it. Wir essen in sämtlichen Garküchen, Eiswürfel inne Cola? Immer her damit! Salat? Klaro, ist doch gesund. Das Steak medium oder well done? Das Blut muss spritzen! Okay, der letzte war gelogen, als ich im Goetheinstitut ein Steak bestellt habe, habe ich meinen Wunsch noch schnell von medium auf well done korrigiert. Das ist so ziemlich das einzige, worauf ich achte, dass das Fleisch durch ist. Fleisch gibt’s zu praktisch jeder Mahlzeit (@ Toni: Ich hab kein buddhistisches Restaurant gefunden.). Und als weitere Vorsichtsmaßnahme zieh ich mir meistens ein bisschen gelbe Chilischote rein, sauscharf (aber nur kurz), müsste alles töten, was da so im Magen rumschwimmt. Beim Hanoi-Abschiedsessen habe ich mir einen russischen Salat bestellt, der war mit Mayonnaise (Salmonellen, Huhnfieber…). Nach ein Paar Gabeln habe ich irgendwie ein schlechtes Gefühl bekommen und ihn nicht weitergegessen. Danach schnell einen vierfachen Hanoiwodka zum Abschied getrunken und der Magen war wieder ruhig.
Gegessen habe ich hier meinen ersten Frosch, einige Schneckenarten und Schlange in Snake Village in Hanoi. Das war ein echtes Happening. Mit acht Leuten aus der WG sind wir Schlange essen gegangen. Zwei Schlangen wurden aus dem Käfig geholt und bei lebendigem Leib unten aufgeschnitten. Dann haben die Köche ein Blutgefäß aufgeschnitten und das Blut in ein halb mit Reisschnaps gefülltes Glas gegossen. Anschließend wurde das Herz entfernt und in ein Schälchen gelegt (es schlug und schlug und schlug weiter). Dann wurde ein weiterer Schnitt etwas weiter unten angesetzt und die Gallenblase rausgeholt. Die Galle wurde dann in ein anderes mit Reisschnaps gefülltes Glas gegeben und der Mist vermixt. Giftgrün vs. blutrot. Blut und Galle gab’s dann am Tisch als Aperitif (in Trungs Vampirschnaps schwamm eines der Herzen) und dann so ziemlich alle Schlangenteile in allen möglichen Variationen inkl. Haut (wie Chips) und Knochen (wie Hack halb und halb). Zwischendurch haben wir geschätzte 30 Reisschnäpse mit den Gastgebern getrunken, die waren auch abgefahren: In großen Glasbottichen waren alle möglichen Tiere und Tierstückchen eingelegt, sah aus, als hätte das Zeug da schon seit 50 Jahren drin gegoren. Der Reisschnaps scheint alles abzutöten, denn da waren ganze Würmer, Käfer, Maden drin. Kuhknochen, Kobraschlangenköppe, Kobrapimmel (jaja, aber nicht lecker), Lurche, Vögel, Hoden, verschiedene ganze Schlangen, Augen, Leguane. Nur Mensch hat gefehlt, wobei wer weiß. War ein Erlebnis, einige Schlangenteile waren lecker, meine neue Leibspeise wird’s wohl nie werden. Ich freu mich schon auf Wuff und Miau.
Sehr wirr hier das alles mit der Reihenfolge, fällt mir schwer chronologisch die Eindrücke loszuwerden. Also noch einen Schritt zurück zum Thema Straßenverkehr: Auf den Straßen fahren Milliarden von Mopeds (es gibt seit 1994 keine Neuzulassungen mehr, weil es zu viele sind), viele Taxis und immer auch ein Paar Luxuskarossen. Verkehrsregeln gibt’s theoretisch auch, Ampeln, Fahrbahnmarkierungen, Einbahnstraßen etc., nur interessiert das alles kaum jemanden, die Bullen auch nicht. Man fährt, wie man halt lustig ist. Lässt sich ein bisschen mit Skifahren vergleichen: Wer von oben kommt, der muss aufpassen auf den Vordermann. So auch hier. Beim Einfädeln, Abbiegen, Ranfahren und so weiter muss man nur zusehen, dass man vor sich keinen Mist baut, hinter einem regelt sich alles wie von selber, keiner ist böse für nix. Hupen tun alle und fast immer. Die LKW-Hupen schellen richtig in den Ohren (geschätzte 130 dB(A) in 2 Metern Entfernung). In den ersten Stunden dachte ich, alle kollidieren jeden Moment auf der Straße, aber Pustkuchen, die Leute arrangieren sich. Und ich dachte, im Feierabendverkehr in Palermo zu fahren wäre krass. Haaha. Okay, genug dazu, es gibt tolle Videos (Danke, Jacob!) vom Verkehr und von uns auf Mopeds in den Straßen, bald, bald.
In Hanoi haben wir tourimäßig geshoppt, ich weniger, aber die Jacobine hat gut zugeschlagen. Ich hab mir einen Fake-Northface-Rucksack für 10 Euro gekauft, ganz nettes Teil, und einen Seidenschal. Hier ist alles erwartungsgemäß billig, Essen kostet zwischen 50 Cent und zwei, drei Euro (dann richtig edel), Bier immer unter einem Euro, meist 50 Cent, Taxifahren kilometerweit für fünf Euro und so weiter (nur Käse ist teurer als in D., weil importiert), verglichen mit Germanien vielleicht Faktor 1/5 bis 1/10. Wenn man aber ständig die Vietnamesischen Dong in Euronen umrechnet, dann ist man geneigt ein Vielfaches zu konsumieren und schwups gibt man doch eine ganze Menge Geld aus. So war und ist’s bei mir. Muss mich zügeln, oder es gibt in den letzten zwei Wochen nur noch Minutenoodles und Leitungswasser.
Als Wessi wird man hier oft angeschaut, als wär’ man ein Freak. Besonders Jacob, groß, helle Haut, rote Haare. Meine sind übrigens wieder ab, ist halt doch die beste Frisur. Ich sah nach dem Motorradfahren immer sooo Panne aus, achtziger Föhnfrisur trifft’s wohl am ehesten, da dachte ich mir vorgestern, ich lass mich von Trung beschneiden. Nu hab ich eine fleischfarbene Badekappe auf, sieht in einigen Tagen wieder okay aus, denke ich (Hoo-, Hoo-, Hoo-li-gan!). Weiße zahlen oft das Doppelte von dem Preis, den ein Vietnamese zahlen muss. Im Prinzip okay, aber manchmal zu dummdreist.
Ich komm mal wieder zur Route. Nach der Abschiedsparty von Trung und einer guten Woche Hanoi für mich haben wir den Nachtzug nach Da Nang genommen. 13 Stunden für 1000 km. Witzige Zugfahrt mit monsterviel Gepäck, wir hatten alle unterschiedliche Schlafabteile, weil wir die Tickets zu spät gebucht haben. Ich habe mit meinem Messer in der Hosentasche gepennt oder eher geruht („Das ist Pa-ra-no-iaaaaa.“, aus Human Traffic; die Menschen sind allesamt sehr nett, null stresso). Auf der Fahrt bin ich dann krank geworden, Halsschmerzen und Husten. Hab mich in der WG von Trung angesteckt, halb Hanoi hatte Schnupfen dank des Wetters. Ach ja, der Grund, warum wir die Zelte in Hanoi so abrupt abgebrochen haben, war hauptsächlich ebensolches. Fast immer Grau in Grau, Luftfeuchtigkeit bis zum Anschlag, oft Nieselregen, manchmal Regen. Davon hatten wir die Schnauze voll und sind abgedüst. Da Nang liegt etwas südlich vom Wolkenpass, der das Land in zwei Klimazonen teilt. Und faszinierenderweise haben wir das erst Mal blauen Himmel und Sonne gesehen, als wir das Gebirge passiert haben. In Da Nang haben wir Gunnar, einen Freund von Trung besucht. Gunnar lebt mit seiner schwangeren Frau Tom dort am Strand und vermietet Surfboards. Total schöne Gegend, aber es gibt ein Problem: den Sozialismus. Ich als Pole bin da weniger schockiert, kenne den Mist ja schon, scheiße isses trotzdem. Die Regierung hat das Land, das Gunnar gekauft hat, zurückgefordert. Die wollen dort irgendein Tourismusressort aufmachen, riesengroß soll es mal werden. Da glaubt zwar keiner dran, in der Planwirtschaft wird immer viel geplant und oft nichts durchgeführt oder nur angefangen hier. Jedenfalls kann man in Vietnam kein Land wirklich besitzen, auch wenn man es gekauft hat. In jedem Kaufvertrag gibt es so eine vage Klausel, die besagt, dass das Land von der Regierung (zu einem von der Regierung festgesetzten Preis) zurückgekauft werden kann, wenn es dem Wohl des Volkes dient blabla. Das bedeutet in Gunnars Fall konkret, dass er ein Zehntel von dem, was er vor zwei Jahren bezahlt hat, für „sein“ Land bekommt. Dafür bietet ihm die Regierung ein Stück völlig überteuertes Land 3 Kilometer weiter nördlich an, 400 Meter vom Strand weg, alles andere als optimal für einen Surfboardverleih. Die Regierungsfuzzis kommen regelmäßig vorbei und drohen mit dem Abriss des Hauses. Wenn Gunnar kein Ausländer wäre, dann hätten sie die beiden schon längst vertrieben. Ausländer werden hier von Polizei und Staat gut behandelt, bringen ja auch ordentlich Devisen ins Land. Ein Bulle würde niemals einem Weißen was tun, vor einiger Zeit gab’s einen Beschluss, der besagt, dass Westler nicht gedisst werden dürfen, sonst Haue vom Polizeicheffe. Naja, die Geschichte von Gunnar macht jedenfalls richtig schlechte Laune. Und seine Frau ist im fünften Monat schwanger. Dieser Tage entscheidet sich, ob die Regierung ein besseres Angebot macht oder ob Gunnars Haus dem Erdboden gleichgemacht wird, so wie bereits 90 % der Siedlung. Eine Schande ist das. Die deutsche Botschaft sagt dazu: „Warum versuchen sie, ein Leben in einem sozialistischen Land aufzubauen? Da können wir nichts machen.“ Bei Gunnar war es sehr, sehr nett, Gastfreundlichkeit wie sie im Buche steht und fantastisches Essen. Nur war ich ziemlich vergrippt, aber nach einer Aspirin-Radikalkur (zwei Tage à sechs Aspirin) waren die Gliederschmerzen verschwunden und nun schleime ich nur noch rum und knatter beim Husten, aber wie. In ein Paar Tagen ist auch das vorbei. Wir haben drei Nächte bei Gunnar verbracht und sind zweimal nach Hoi An gefahren. Hoi An ist eine Tourismusstadt, in der es praktisch nur Geschäfte mit Mitbringseln, Klamotten und Schneider gibt. Wir haben uns alle ein Paar Hemden maßschneidern (10 $ pro Hemd) lassen und ich habe mir zwei Kopien von einem Dunderdon-Kapuzenpulli, den Jacob mit hat, machen lassen (20 $ das Stück). Sind echt gut geworden die Sachen. Und da das Wetter in Da Nang zwar besser, aber nicht richtig gut war, sind wir ins Reisebüro und haben Hals über Kopf für denselben Abend drei Business-Class-Flüge nach Ho Chi Minh Stadt gebucht (waren nur 30 Euro teurer als eine 15-Stunden-Zugfahrt). Der Flug war der absolute Oberhammer. 21 Business-Plätze gab’s in der Boeing. Der Vorderplatz war so weit entfernt, dass man keine Chance hatte, die Kotztüte zu greifen, die sich hinten am Sitz befindet wie üblich, nicht mal mit den Füßen. Dafür konnte man den Sitz – elektronisch versteht sich – in alle erdenklichen versauten Positionen biegen, mhm, soo gemütlich. Wir sind schon ein wenig aufgefallen da drin. Trung hatte keine Schuhe an, ich total schmutzige Klamotten und so weiter, außerdem haben wir alle Knöpfe ausprobiert und dabei gegrinst wie Honigkuchenpferde. Leider ging der Flug nur eine Stunde. Dann waren wir in HCMC. Und sind’s immer noch. Wir sind hier bei Trungs Bruder Albert, seiner Frau Sash und Trungs zuckersüßem anderthalbjährigen Neffen Joss . Wir wohnen in einer bewachten, abgesperrten Siedlung, richtig American Dream mäßig. Vollklimatisierte Villa, 50000 Schlafzimmer, alles sauber und neu. Baguette und Käse zum Frühstück. Käse vermisse ich hier am meisten, also nicht hier, aber hier. Das war alles ein ziemliches Hin und Her und Auf und Ab. Erst die Ruhe, das Meer und die Armut bei Gunnar und Tom und dann im Superflieger erster Klasse nach HCMC, wo alles reicher und größer ist als in Hanoi, und dann in dieses Haus. Abgesehen von der Größe ist Hanoi Berlin und Saigon Hamburg. Saigon ist schicker, teurer, sauberer. Ich find Hanoi sympathischer, wobei ich ja erst seit drei Tagen in HCMC bin. Hier waren wir natürlich auch shoppen und uns die Stadt angucken. Gestern haben Didi und ich uns massieren lassen. Fußmassage für 7 $, 75 Minuten. Die Fußmassage entpuppte sich als Alles-Mögliche-Massage, aber schon hauptsächlich Füße und Beine. Das Ding ist, hier wurden vor einigen Jahren fast alle Massagesalons geschlossen, weil sie fast immer Extraleistungen angeboten haben (siehe ‚Bum Bum, cheap cheap’), die der Regierung nicht in den Kram passten. Oder nicht so offensichtlich jedenfalls. Heutzutage geht man zum Frisör. Da räkeln sich zig Ladies auf den Sesseln und haben vom Haare schneiden keinen blassen Schimmer. Die Fußmassage haben wir auch beim Frisör genossen, allerdings nebeneinander mit noch ein Paar anderen Touris in einem Hinterzimmer bei Pornomusik und süßem Tee (wahrscheinlich ohne Schlafmittel oder Scharfmacher). Die Massage war aber echt okay. Ich hab mich in Hanoi auch schon massieren lassen. War da in einem großen Hotel, von dem der Lonely Planet schreibt, es gäbe dort gute Massagen ohne Fickifickiangebote. Im Lonely Planet steht nur Mist, mal ganz im Ernst, nicht nur, dass das halt auch ein „You are very handsome. Want a massage?“(tip dabei auf’n Löris)-Laden war, sondern generell. Nicht empfehlenswert, durchgefallen.
Das geht ja wieder ewig, ich komme zum Schluss. Morgen fliegen wir nach Phu Quoc. Phu Quoc ist eine Insel am südwestlichsten Zipfel Vietnams, kurz vor Thailand gelegen. Da steigen wir im Mango Bay Hotel ab, kennt Trung schon. Schön kristallklares Wasser und Sonne tanken, nicht wahr? Einfach doof rumbeachen, lesen, Cocktails schlürfen. Das ist der Plan. Eine Woche oder 10 Tage mindestens, dann mal die Laune fragen, was geht. Ach, und tauchen! Ich will unbedingt endlich mal tauchen, nicht nur im Bremer Unisee mit Karl dem Karpfen. Ich glaub, er hieß Willi. Egal. Her mit den Korallen *knacks*, Ökotourismus? Was ist das?
Noch was: ich habe zwar mein Telefonino dabei, aber mir auch eine vietnamesische Prepaid-Karte gekauft, wenn was Wichtiges ist, kann man mich eher darüber erreichen, weil ich die ePlus-Karte immer nur kurz wegen simsen reinhaue. SMS empfangen kostet mich übrigens nichts. Die Lottozahlen: +84915590160.
Heute Nacht schauen wir Werder live.
P.s.: Moskitos lieben mich. Nur erotische Menschen werden gestochen, oder wie war das?
Bis später.
ich will mal kurz aufschreiben, wo ich bis jetzt gewesen bin und was ich ungefähr getrieben habe. Ist ein bisschen schwer die letzten zwei Wochen nachzuholen, hab’s nicht auf die Reihe bekommen, regelmäßig kurze Einträge zu verfassen. Außerdem dachte ich, ich würde mich nicht großartig melden, aber ich will wenigstens die Route und das Wichtigste umreißen, damit ich zuhause dann nicht alles 15 Mal erzählen muss. ;o)
Ich fange am besten mit dem Anfang an (O. Waalkes): dem Hinflug. Nach einem ziemlich entzügelten Abschiedsabend mit Emma, Jan, Antony und Toni in der Marabubar hatte ich, als ich dann zuhause war, noch eine Stunde Zeit, bevor mein Wecker klingeln sollte. Habe dann den Standardfehler gemacht mich trotzdem hinzulegen. Drei Wecker sollten nicht ausreichen, um mich zu wach zu bekommen, erst der Taxifahrer, den Emma zu mir bestellt hat, hat es geschafft, mich mit meiner fiesen Klingel zu wecken. Danke Emma! Dazu muss ich noch sagen, dass sie mir eigentlich versprochen hat, bei mir zu schlafen, weil ich wusste, dass ich völlig übermüdet und betrunken nicht wach würde. Aber als dann ein Schwall Bier auf ihrer Hose gelandet ist (Jan war’s, oder?), wollte sie unbedingt nach Hause und ich zu mir, weil ich noch zu Ende packen musste. Aber die Taximannidee hat ja prima funktioniert, alles super.
Auf dem Weg zum Flughafen wurde ich dann erstmal schön von der BVG kontrolliert. Meinen Studentenausweis habe ich zuhause liegen lassen, reise ja mit Minimalgepäck (12 kg). Aber kostet ja nur sieben Euro, wenn man das Ding nachreicht. Dumm war nur, dass meine Mobiltelefoninklusivminuten aufgebraucht waren und ich unbedingt mit den Asis telefonieren musste, um Bezahlaufschub bis April zu bekommen. Das hatte eine um 30 Euro erhöhte Telefonrechnung zur Folge („…der nächste frei werdende Mitarbeiter wird sich gleich um Sie kümmern….“). 30 + 7 sind bekanntlich 37 und normales Schwarzfahren kostet 40 Ois. Wäre echt stressfreier gewesen, wenn ich den Pennern die Kohle cash in die Hand gedrückt hätte. War mir alles aber ziemlich egal.
Mit Alkifahne und Lonely Planet saß ich dann auf meinem Platz und bin immer wieder eingeschlafen und aufgewacht. Habe kaum etwas mitbekommen stundenlang, nur kurz gegessen und geschlafen halt. Als dann Nachtruhe im Flieger angesagt war, war ich ausgeschlafen und konnte in aller Ruhe rumlaufen und lesen. Und dann habe ich über Laos den schönsten Sonnenaufgang aller Zeiten gesehen. Holla die Waldfee, sah das toll aus, all diese Farben hinter dem Erdball! (@ Annika: Hast Du meine Karte aus dem Flieger bekommen?) Ich glaube, ich habe noch nie einen Sonnenaufgang aus dem Flugzeug gesehen und die Dinger sind immer faszinierend, ich fand’s jedenfalls total schön. So, ich wollte mich eigentlich kurz fassen, klappt gerade nicht so richtig gut. Ich will nur noch kurz loswerden, dass die indischen Städte total krass aussehen nachts, orange glühend und riesig, und ich hab den Mount Everest gesehen und Bin Laden hat mir aus einer Höhle in Afghanistan zugezwinkert. Hätte nicht gedacht, dass man über Afghanistan und Iran fliegt, wobei der Iran ja nur friedliches im Sinn hat, stimmt ja.
In Hanoi gelandet haben mich Trung (jetzt weiß ich endlich, dass das <djum> ausgesprochen wird) und Jacob abgeholt und wir sind mit dem Taxi zu Trungs WG gefahren. Geiles Riesenhaus, nette Mitbewohner und Putzfrauen, die täglich kommen und das Haus unter Wasser setzen. Ach ja, ein Bild sagt mehr als zwei Worte, wir haben schon hunderte von Fotos gemacht, die werde ich aber nicht hier hochladen, sondern wenn ich wieder da bin ein Video zusammenschnippeln (Filme haben wir auch gedreht). Kann man sich dann runterladen, würde ich sagen. Würden Sie nicht, sagen Sie!
Wo waren wir? Hanoi. Hanoi hat einen umwerfenden Charme, in der Altstadt kleine Gässlein (dagegen ist das Schnoor ein Autobahnkreuz), süße Häuser (Kolonialstil-Asiamix) und lecker Essen. Ein bisschen nervig sind die Tourimassen, aber man sollte sich da nicht so sehr anstellen, wenn man selber einer ist. Doof ist nur, dass die Touriindustrie auf Dauer doch ordentlich nervt, weil man einfach keine fünf Meter gehen kann, ohne etwas angeboten zu bekommen: „Motobike? Motobike?“ – „Hello, how are you? Come into my shop!“ – „You are very handsome. Bum bum, cheap cheap!!”. Das ganze Programm eben. Am effektivsten entgeht man den permanenten Angeboten und Aufforderungen, indem man die Leute nicht anschaut, dabei fühl ich mich aber auch irgendwie schlecht. Hab mich eigentlich schon dran gewöhnt, Jacob ist immer noch oft saugenervt.
Zum Thema Essen und Hygiene: Nachdem Trung am Tag meiner Ankunft meinte, er tränke manchmal Wasser aus der Leitung, habe ich sämtliche Vorsichtsmaßnahmen über Bord geworfen. Peel it, cook it, fry it or forget it? Fuck it. Wir essen in sämtlichen Garküchen, Eiswürfel inne Cola? Immer her damit! Salat? Klaro, ist doch gesund. Das Steak medium oder well done? Das Blut muss spritzen! Okay, der letzte war gelogen, als ich im Goetheinstitut ein Steak bestellt habe, habe ich meinen Wunsch noch schnell von medium auf well done korrigiert. Das ist so ziemlich das einzige, worauf ich achte, dass das Fleisch durch ist. Fleisch gibt’s zu praktisch jeder Mahlzeit (@ Toni: Ich hab kein buddhistisches Restaurant gefunden.). Und als weitere Vorsichtsmaßnahme zieh ich mir meistens ein bisschen gelbe Chilischote rein, sauscharf (aber nur kurz), müsste alles töten, was da so im Magen rumschwimmt. Beim Hanoi-Abschiedsessen habe ich mir einen russischen Salat bestellt, der war mit Mayonnaise (Salmonellen, Huhnfieber…). Nach ein Paar Gabeln habe ich irgendwie ein schlechtes Gefühl bekommen und ihn nicht weitergegessen. Danach schnell einen vierfachen Hanoiwodka zum Abschied getrunken und der Magen war wieder ruhig.
Gegessen habe ich hier meinen ersten Frosch, einige Schneckenarten und Schlange in Snake Village in Hanoi. Das war ein echtes Happening. Mit acht Leuten aus der WG sind wir Schlange essen gegangen. Zwei Schlangen wurden aus dem Käfig geholt und bei lebendigem Leib unten aufgeschnitten. Dann haben die Köche ein Blutgefäß aufgeschnitten und das Blut in ein halb mit Reisschnaps gefülltes Glas gegossen. Anschließend wurde das Herz entfernt und in ein Schälchen gelegt (es schlug und schlug und schlug weiter). Dann wurde ein weiterer Schnitt etwas weiter unten angesetzt und die Gallenblase rausgeholt. Die Galle wurde dann in ein anderes mit Reisschnaps gefülltes Glas gegeben und der Mist vermixt. Giftgrün vs. blutrot. Blut und Galle gab’s dann am Tisch als Aperitif (in Trungs Vampirschnaps schwamm eines der Herzen) und dann so ziemlich alle Schlangenteile in allen möglichen Variationen inkl. Haut (wie Chips) und Knochen (wie Hack halb und halb). Zwischendurch haben wir geschätzte 30 Reisschnäpse mit den Gastgebern getrunken, die waren auch abgefahren: In großen Glasbottichen waren alle möglichen Tiere und Tierstückchen eingelegt, sah aus, als hätte das Zeug da schon seit 50 Jahren drin gegoren. Der Reisschnaps scheint alles abzutöten, denn da waren ganze Würmer, Käfer, Maden drin. Kuhknochen, Kobraschlangenköppe, Kobrapimmel (jaja, aber nicht lecker), Lurche, Vögel, Hoden, verschiedene ganze Schlangen, Augen, Leguane. Nur Mensch hat gefehlt, wobei wer weiß. War ein Erlebnis, einige Schlangenteile waren lecker, meine neue Leibspeise wird’s wohl nie werden. Ich freu mich schon auf Wuff und Miau.
Sehr wirr hier das alles mit der Reihenfolge, fällt mir schwer chronologisch die Eindrücke loszuwerden. Also noch einen Schritt zurück zum Thema Straßenverkehr: Auf den Straßen fahren Milliarden von Mopeds (es gibt seit 1994 keine Neuzulassungen mehr, weil es zu viele sind), viele Taxis und immer auch ein Paar Luxuskarossen. Verkehrsregeln gibt’s theoretisch auch, Ampeln, Fahrbahnmarkierungen, Einbahnstraßen etc., nur interessiert das alles kaum jemanden, die Bullen auch nicht. Man fährt, wie man halt lustig ist. Lässt sich ein bisschen mit Skifahren vergleichen: Wer von oben kommt, der muss aufpassen auf den Vordermann. So auch hier. Beim Einfädeln, Abbiegen, Ranfahren und so weiter muss man nur zusehen, dass man vor sich keinen Mist baut, hinter einem regelt sich alles wie von selber, keiner ist böse für nix. Hupen tun alle und fast immer. Die LKW-Hupen schellen richtig in den Ohren (geschätzte 130 dB(A) in 2 Metern Entfernung). In den ersten Stunden dachte ich, alle kollidieren jeden Moment auf der Straße, aber Pustkuchen, die Leute arrangieren sich. Und ich dachte, im Feierabendverkehr in Palermo zu fahren wäre krass. Haaha. Okay, genug dazu, es gibt tolle Videos (Danke, Jacob!) vom Verkehr und von uns auf Mopeds in den Straßen, bald, bald.
In Hanoi haben wir tourimäßig geshoppt, ich weniger, aber die Jacobine hat gut zugeschlagen. Ich hab mir einen Fake-Northface-Rucksack für 10 Euro gekauft, ganz nettes Teil, und einen Seidenschal. Hier ist alles erwartungsgemäß billig, Essen kostet zwischen 50 Cent und zwei, drei Euro (dann richtig edel), Bier immer unter einem Euro, meist 50 Cent, Taxifahren kilometerweit für fünf Euro und so weiter (nur Käse ist teurer als in D., weil importiert), verglichen mit Germanien vielleicht Faktor 1/5 bis 1/10. Wenn man aber ständig die Vietnamesischen Dong in Euronen umrechnet, dann ist man geneigt ein Vielfaches zu konsumieren und schwups gibt man doch eine ganze Menge Geld aus. So war und ist’s bei mir. Muss mich zügeln, oder es gibt in den letzten zwei Wochen nur noch Minutenoodles und Leitungswasser.
Als Wessi wird man hier oft angeschaut, als wär’ man ein Freak. Besonders Jacob, groß, helle Haut, rote Haare. Meine sind übrigens wieder ab, ist halt doch die beste Frisur. Ich sah nach dem Motorradfahren immer sooo Panne aus, achtziger Föhnfrisur trifft’s wohl am ehesten, da dachte ich mir vorgestern, ich lass mich von Trung beschneiden. Nu hab ich eine fleischfarbene Badekappe auf, sieht in einigen Tagen wieder okay aus, denke ich (Hoo-, Hoo-, Hoo-li-gan!). Weiße zahlen oft das Doppelte von dem Preis, den ein Vietnamese zahlen muss. Im Prinzip okay, aber manchmal zu dummdreist.
Ich komm mal wieder zur Route. Nach der Abschiedsparty von Trung und einer guten Woche Hanoi für mich haben wir den Nachtzug nach Da Nang genommen. 13 Stunden für 1000 km. Witzige Zugfahrt mit monsterviel Gepäck, wir hatten alle unterschiedliche Schlafabteile, weil wir die Tickets zu spät gebucht haben. Ich habe mit meinem Messer in der Hosentasche gepennt oder eher geruht („Das ist Pa-ra-no-iaaaaa.“, aus Human Traffic; die Menschen sind allesamt sehr nett, null stresso). Auf der Fahrt bin ich dann krank geworden, Halsschmerzen und Husten. Hab mich in der WG von Trung angesteckt, halb Hanoi hatte Schnupfen dank des Wetters. Ach ja, der Grund, warum wir die Zelte in Hanoi so abrupt abgebrochen haben, war hauptsächlich ebensolches. Fast immer Grau in Grau, Luftfeuchtigkeit bis zum Anschlag, oft Nieselregen, manchmal Regen. Davon hatten wir die Schnauze voll und sind abgedüst. Da Nang liegt etwas südlich vom Wolkenpass, der das Land in zwei Klimazonen teilt. Und faszinierenderweise haben wir das erst Mal blauen Himmel und Sonne gesehen, als wir das Gebirge passiert haben. In Da Nang haben wir Gunnar, einen Freund von Trung besucht. Gunnar lebt mit seiner schwangeren Frau Tom dort am Strand und vermietet Surfboards. Total schöne Gegend, aber es gibt ein Problem: den Sozialismus. Ich als Pole bin da weniger schockiert, kenne den Mist ja schon, scheiße isses trotzdem. Die Regierung hat das Land, das Gunnar gekauft hat, zurückgefordert. Die wollen dort irgendein Tourismusressort aufmachen, riesengroß soll es mal werden. Da glaubt zwar keiner dran, in der Planwirtschaft wird immer viel geplant und oft nichts durchgeführt oder nur angefangen hier. Jedenfalls kann man in Vietnam kein Land wirklich besitzen, auch wenn man es gekauft hat. In jedem Kaufvertrag gibt es so eine vage Klausel, die besagt, dass das Land von der Regierung (zu einem von der Regierung festgesetzten Preis) zurückgekauft werden kann, wenn es dem Wohl des Volkes dient blabla. Das bedeutet in Gunnars Fall konkret, dass er ein Zehntel von dem, was er vor zwei Jahren bezahlt hat, für „sein“ Land bekommt. Dafür bietet ihm die Regierung ein Stück völlig überteuertes Land 3 Kilometer weiter nördlich an, 400 Meter vom Strand weg, alles andere als optimal für einen Surfboardverleih. Die Regierungsfuzzis kommen regelmäßig vorbei und drohen mit dem Abriss des Hauses. Wenn Gunnar kein Ausländer wäre, dann hätten sie die beiden schon längst vertrieben. Ausländer werden hier von Polizei und Staat gut behandelt, bringen ja auch ordentlich Devisen ins Land. Ein Bulle würde niemals einem Weißen was tun, vor einiger Zeit gab’s einen Beschluss, der besagt, dass Westler nicht gedisst werden dürfen, sonst Haue vom Polizeicheffe. Naja, die Geschichte von Gunnar macht jedenfalls richtig schlechte Laune. Und seine Frau ist im fünften Monat schwanger. Dieser Tage entscheidet sich, ob die Regierung ein besseres Angebot macht oder ob Gunnars Haus dem Erdboden gleichgemacht wird, so wie bereits 90 % der Siedlung. Eine Schande ist das. Die deutsche Botschaft sagt dazu: „Warum versuchen sie, ein Leben in einem sozialistischen Land aufzubauen? Da können wir nichts machen.“ Bei Gunnar war es sehr, sehr nett, Gastfreundlichkeit wie sie im Buche steht und fantastisches Essen. Nur war ich ziemlich vergrippt, aber nach einer Aspirin-Radikalkur (zwei Tage à sechs Aspirin) waren die Gliederschmerzen verschwunden und nun schleime ich nur noch rum und knatter beim Husten, aber wie. In ein Paar Tagen ist auch das vorbei. Wir haben drei Nächte bei Gunnar verbracht und sind zweimal nach Hoi An gefahren. Hoi An ist eine Tourismusstadt, in der es praktisch nur Geschäfte mit Mitbringseln, Klamotten und Schneider gibt. Wir haben uns alle ein Paar Hemden maßschneidern (10 $ pro Hemd) lassen und ich habe mir zwei Kopien von einem Dunderdon-Kapuzenpulli, den Jacob mit hat, machen lassen (20 $ das Stück). Sind echt gut geworden die Sachen. Und da das Wetter in Da Nang zwar besser, aber nicht richtig gut war, sind wir ins Reisebüro und haben Hals über Kopf für denselben Abend drei Business-Class-Flüge nach Ho Chi Minh Stadt gebucht (waren nur 30 Euro teurer als eine 15-Stunden-Zugfahrt). Der Flug war der absolute Oberhammer. 21 Business-Plätze gab’s in der Boeing. Der Vorderplatz war so weit entfernt, dass man keine Chance hatte, die Kotztüte zu greifen, die sich hinten am Sitz befindet wie üblich, nicht mal mit den Füßen. Dafür konnte man den Sitz – elektronisch versteht sich – in alle erdenklichen versauten Positionen biegen, mhm, soo gemütlich. Wir sind schon ein wenig aufgefallen da drin. Trung hatte keine Schuhe an, ich total schmutzige Klamotten und so weiter, außerdem haben wir alle Knöpfe ausprobiert und dabei gegrinst wie Honigkuchenpferde. Leider ging der Flug nur eine Stunde. Dann waren wir in HCMC. Und sind’s immer noch. Wir sind hier bei Trungs Bruder Albert, seiner Frau Sash und Trungs zuckersüßem anderthalbjährigen Neffen Joss . Wir wohnen in einer bewachten, abgesperrten Siedlung, richtig American Dream mäßig. Vollklimatisierte Villa, 50000 Schlafzimmer, alles sauber und neu. Baguette und Käse zum Frühstück. Käse vermisse ich hier am meisten, also nicht hier, aber hier. Das war alles ein ziemliches Hin und Her und Auf und Ab. Erst die Ruhe, das Meer und die Armut bei Gunnar und Tom und dann im Superflieger erster Klasse nach HCMC, wo alles reicher und größer ist als in Hanoi, und dann in dieses Haus. Abgesehen von der Größe ist Hanoi Berlin und Saigon Hamburg. Saigon ist schicker, teurer, sauberer. Ich find Hanoi sympathischer, wobei ich ja erst seit drei Tagen in HCMC bin. Hier waren wir natürlich auch shoppen und uns die Stadt angucken. Gestern haben Didi und ich uns massieren lassen. Fußmassage für 7 $, 75 Minuten. Die Fußmassage entpuppte sich als Alles-Mögliche-Massage, aber schon hauptsächlich Füße und Beine. Das Ding ist, hier wurden vor einigen Jahren fast alle Massagesalons geschlossen, weil sie fast immer Extraleistungen angeboten haben (siehe ‚Bum Bum, cheap cheap’), die der Regierung nicht in den Kram passten. Oder nicht so offensichtlich jedenfalls. Heutzutage geht man zum Frisör. Da räkeln sich zig Ladies auf den Sesseln und haben vom Haare schneiden keinen blassen Schimmer. Die Fußmassage haben wir auch beim Frisör genossen, allerdings nebeneinander mit noch ein Paar anderen Touris in einem Hinterzimmer bei Pornomusik und süßem Tee (wahrscheinlich ohne Schlafmittel oder Scharfmacher). Die Massage war aber echt okay. Ich hab mich in Hanoi auch schon massieren lassen. War da in einem großen Hotel, von dem der Lonely Planet schreibt, es gäbe dort gute Massagen ohne Fickifickiangebote. Im Lonely Planet steht nur Mist, mal ganz im Ernst, nicht nur, dass das halt auch ein „You are very handsome. Want a massage?“(tip dabei auf’n Löris)-Laden war, sondern generell. Nicht empfehlenswert, durchgefallen.
Das geht ja wieder ewig, ich komme zum Schluss. Morgen fliegen wir nach Phu Quoc. Phu Quoc ist eine Insel am südwestlichsten Zipfel Vietnams, kurz vor Thailand gelegen. Da steigen wir im Mango Bay Hotel ab, kennt Trung schon. Schön kristallklares Wasser und Sonne tanken, nicht wahr? Einfach doof rumbeachen, lesen, Cocktails schlürfen. Das ist der Plan. Eine Woche oder 10 Tage mindestens, dann mal die Laune fragen, was geht. Ach, und tauchen! Ich will unbedingt endlich mal tauchen, nicht nur im Bremer Unisee mit Karl dem Karpfen. Ich glaub, er hieß Willi. Egal. Her mit den Korallen *knacks*, Ökotourismus? Was ist das?
Noch was: ich habe zwar mein Telefonino dabei, aber mir auch eine vietnamesische Prepaid-Karte gekauft, wenn was Wichtiges ist, kann man mich eher darüber erreichen, weil ich die ePlus-Karte immer nur kurz wegen simsen reinhaue. SMS empfangen kostet mich übrigens nichts. Die Lottozahlen: +84915590160.
Heute Nacht schauen wir Werder live.
P.s.: Moskitos lieben mich. Nur erotische Menschen werden gestochen, oder wie war das?
Bis später.
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