Mittwoch, 22. März 2006
Waffengeiler Zivi
In Phnom Penh habe ich mir mit Kenneth die Killing Fields angeschaut. Das ist eine zum Grossteil ausgehobene Massengraebersammlung, Monsieur Pot hat anscheinend persoenlich mitgeholfen, tausende von Intellektuellen, Aerzten und diversen anderen Ungleichgesinnten, aber auch Kinder und Frauen, umzubringen. Unser Guide hat ziemlich ausfuehrlich berichtet, wie die Menschen getoetet wurden, ganz schoen eklig. In der Mitte der Gedenkstaette steht ein hoher Glassturm mit 8000 Schaedeln, Gebeinen und zerfetzter Kleidung.
Jeder Tuktuk-Fahrer in der Stadt will einem die Tour zu den Killing Fields andrehen, aber wie Kenneth schon sagte: 'So interessant war's ja nun auch wieder nicht, ein bisschen wenig Erklaerungen, nur das grasbewachsene Feld und der Turm...'. Und wie wir seit Otto wissen: Daenen luegen nicht. (Kenneth ist Daene, schrob ich das schon?)
Also Kontrastprogramm: Ab auf die Shooting Range. Auf einem Militaergelaende ist ein privater Schiessstand aufgebaut. Da kann man fuer viel Geld alle moeglichen Feuerwaffen ausprobieren und auf boese dreinschauende Papiergangster ballern. Ich habe mich zunaechst fuer die leichte Kost entschieden, eine 22mm Pistole 'MZ irgendwas'. Dann konnte ich mir die Kalaschnikow nicht verkneifen, Einzel- und Dauerfeuer. Und dann - als alle inklusive mir ihre Rucksaecke schon wieder auf hatten und los wollten - musste ich doch nochmal die Pump Gun ausprobieren, Geduld Herrschften, das hier ist sehr wichtig. Naja, Spass gemacht hat's allemal, nur hat sich's ziemlich plastikmaessig unecht angefuehlt. Ich dachte, der Rueckschlag haut mich um, aber nix is. Und wirklich laut war nur die AK47. Meine Gangster haben ziemlich viele schmerzhafte Bauchschuesse hinnehmen muessen, sind aber tapfer stehengeblieben. Habe die Papierblaetter natuerlich im Gepaeck. Ach ja, Kostenpunkt: 37 $, alter Falter, fuer so ein bisschen Quatsch. Mama, ich brauch mehr Geld. :o)
Am naechsten Morgen bin ich dann aus Phnom Penh abgehauen. Ist eine ziemlich tote Stadt, dafuer dass es die groesste ist in Kambodscha. Am Wochenende sind die meisten Laeden schon um 2300 zu. Jetzt sitze ich gerade in Siem Reap, der Stadt suedlich von Angkor. Mein Zimmer kostet 3 $, dafuer gibt's weder Bettdecke noch Klimaanlage noch Moskitonetz noch Klopapier. Dafuer billig und recht ruhig mal zur Abwechslung, bis auf die Karaokebar nebenan, die macht allerdings schon um 2400 Feierabend. Gestern habe ich mit Kenneth Angkor Wat, Thom und wie sie nicht alle heissen, besichtigt. Bei 40 Grad im Schatten und Windstille. Trief. Ist schon toll, keine Frage, habe 100 Fotos gemacht, voellig uebertrieben, werde mich heute zuegeln. A propos Fotos: Katha, ich kann von hier aus nichts in den Blog hochladen, weil die erstens fast nie DVD-ROMs haben und zweitens muesste ich die Fotos 'schlechter aufloesen' oder wie auch immer man das nennen soll, runtersamplen oder was? Die sind zu gross jedenfalls. Also mache ich das, wenn ich zuhause bin, versprechomat.
Jetzt reisse ich mir zum Fruehstueck wieder ein Huhn auf der Strasse, wie jeden morgen, freilaufend ist gesund, heisst es doch. Man bekommt hier so coole SARS-Infozettel in die Hand, wenn man ins Land reist, aber das hat ja mit den Huehnern nichts zu tun.
Mir ist zu Ohren gekommen, dass das Wetter wieder okay sei in Doidschlaend, sehr schoen, dann traue ich mich auch wieder zurueck, keine Horrormeldungen mehr wie '-10 Grad in HH' und so.
Ave.

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